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Nach der Hinrichtung des im Iran inhaftierten Deutsch-Iraners Jamshid Sharmahd hat dessen Tochter vor voreiligen Schlüssen zur Todesursache gewarnt. Es gebe viele Möglichkeiten, was passiert sein könnte, sagte Gazelle Sharmahd am Montag in einem Interview mit der Nachrichtenagentur AFP. "Er könnte vergiftet worden sein, er könnte an den Folgen von Misshandlungen während mehr als 1500 Tagen in Isolationshaft gestorben sein. Er könnte gehängt worden sein", sagte sie. Auch dass ihr Vater noch am Leben ist, schloss die in den USA lebende Tochter nicht aus.
"Wir warten auf die Überprüfung durch die Deutschen und Amerikaner, was mit dieser deutsch-amerikanischen Geisel passiert ist", sagte Sharmahd in dem Telefoninterview weiter. "Alles, was wir haben, sind Behauptungen ohne Beweise."
Der 69-jährige Jamshid Sharmahd war im August 2020 von iranischen Behörden festgenommen worden. Nach Angaben seiner Familie wurde er bei einem Zwischenstopp in Dubai vom iranischen Geheimdienst in den Iran verschleppt. Im Februar 2023 wurde Sharmahd zum Tode verurteilt.
Die iranische Justiz warf ihm vor, im Jahr 2008 an einem Anschlag auf eine Moschee mit 14 Toten beteiligt gewesen zu sein. Zudem wurde er beschuldigt, Anführer der Oppositionsgruppe Tondar (deutsch: Donner) zu sein, die das politische System der Islamischen Republik Iran ablehnt und für die Wiedereinführung der Monarchie eintritt.
Sharmahds Hinrichtung war am vergangen Montagabend von den iranischen Behörden über das Justizportal Misan bekanntgegeben worden und hatte zu erheblichen diplomatischen Spannungen geführt. Neben der Schließung aller drei iranischen Generalkonsulate in Deutschland kündigte Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) an, sich auf EU-Ebene für schärfere Sanktionen gegen den Iran einzusetzen.
Im AFP-Interview sagte Tochter Gazelle Sharmahd nun, dass die Familie keine Hinweise auf den Verbleib des Leichnams des Vaters habe. Zudem wies sie darauf hin, dass die Hinrichtung am Abend ohne die Angabe eines Ortes von den iranischen Behörden bekanntgegeben worden war. Ihren Worten zufolge findet die Vollstreckung von Todesurteilen im Iran jedoch immer im Morgengrauen statt.
"Es liegt nun in der Verantwortung Deutschlands und der USA, die Überführung des Leichnams an die Familie zu verlangen. Wenn es sterbliche Überreste gibt, müssen sie so schnell wie möglich zurückgegeben werden", sagte sie.
Der in Teheran geborene Sharmahd war in Deutschland aufgewachsen und 2003 in die USA ausgewandert. Nach Angaben seiner Familie hatte er keinen iranischen Pass. Teheran akzeptiert keine doppelte Staatsbürgerschaft.
Y.Keller--NZN