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Die Frau des seit gut zwei Jahren inhaftierten russischen Dichters Artjom Kamardin fürchtet nach eigenen Angaben um das Leben ihres Mannes. "Ich fürchte, sie werden ihn töten", sagte die nach wie vor in Russland ansässige Alexandra Popowa der Nachrichtenagentur AFP während eines Besuchs in Paris. Russische Sicherheitskräfte hätten ihren Mann während seiner Festnahme sexuell missbraucht, ihr selbst hätten sie eine Gruppenvergewaltigung angedroht.
Der 34-jährige Kamardin war im Oktober in einem Berufungsverfahren gegen seine langjährige Haftstrafe unterlegen. Er soll zu deren Verbüßung demnächst in eine Strafkolonie verlegt werden. Ihr Mann werde "ein bisschen wie ein Ukrainer" behandelt, sagte seine Frau Popowa im AFP-Interview und fügte an: "Wie ein ukrainischer Gefangener".
Popowa rief westliche Regierungen auf, ihren Mann über einen Gefangenenaustausch zu retten - wie jenen im vergangenen August, in dessen Rahmen 16 Regierungsgegner und ausländische Staatsbürger freikamen, darunter US-Journalist Evan Gershkovich und der führende russische Oppositionelle Wladimir Kara-Mursa. "Die einzige Möglichkeit, Menschen aus russischen Gefängnissen zu retten, ist ein Austausch", sagte Popowa.
Kamardin war gemeinsam mit einem weiteren Dichter, Igor Schtowba, im September 2022 festgenommen worden, nachdem beide in Moskau an einer öffentlichen Lesung vor einer Statue des Dichters Wladimir Majakowski teilgenommen hatten - ein Treffpunkt für Dissidenten seit der Sowjetära. Während der Lesung trug Kamardin ein Gedicht mit dem Titel "Töte mich, Milizionär!" vor, in dem prorussische Separatisten in der Ostukraine kritisiert wurden.
Die beiden Männer waren wegen "Aufstachelung zum Hass" sowie "öffentlicher Aufrufe zu Aktivitäten gegen die Staatssicherheit" angeklagt worden. Ende Dezember 2023 wurden sie von einem Moskauer Gericht zu Gefängnisstrafen verurteilt, Kamardin zu sieben und Schtowba zu fünfeinhalb Jahren Haft.
R.Bernasconi--NZN