Zürcher Nachrichten - Hisbollah feuert 160 Geschosse auf Israel ab - Nach israelischen Angriffen auf Libanon

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Hisbollah feuert 160 Geschosse auf Israel ab - Nach israelischen Angriffen auf Libanon
Hisbollah feuert 160 Geschosse auf Israel ab - Nach israelischen Angriffen auf Libanon / Foto: - - AFP

Hisbollah feuert 160 Geschosse auf Israel ab - Nach israelischen Angriffen auf Libanon

Die Kämpfe zwischen Israel und der libanesischen Hisbollah-Miliz sind am Wochenende mit unverminderter Härte fortgesetzt worden. Die pro-iranische Hisbollah feuerte am Sonntag nach israelischen Armeeangaben insgesamt rund 160 Geschosse auf Israel ab. Am Samstag waren bei israelischen Angriffen auf Ziele im Libanon nach libanesischen Angaben insgesamt mindestens 45 Menschen getötet worden. Im Gazastreifen meldete die von der Hamas kontrollierte Zivilschutzbehörde nach israelischem Beschuss weitere Todesopfer.

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Die Hisbollah überzog nach eigenen Angaben Israel mit Drohnen- und Raketenangriffen, die Ziele waren militärische Anlagen. Demnach wurden bei einer "komplexen Operation" eine "Salve hochmoderner Raketen" und ein "Schwarm von Kampfdrohnen" in Richtung Tel Aviv abgefeuert. Später erklärte die Hisbollah, mit einer "Salve hochwertiger Raketen" sei der Stützpunkt Glilot nahe Tel Aviv ins Visier genommen worden. In Glilot befindet sich das Hauptquartier der für geheimdienstliche Aufklärung zuständigen Einheit 8200 der israelischen Armee.

In einer weiteren Mitteilung der Miliz hieß es, mehrere Kampfdrohnen seien "erstmals" auch in Richtung eines israelischen Marinestützpunkts in der südisraelischen Hafenstadt Aschdod abgefeuert worden.

Die israelische Armee schrieb in einer Erklärung von insgesamt "rund 160 Geschossen", die von der Hisbollah auf Israel abgeschossen worden seien. Einige davon seien abgefangen worden. Die Armee kommentierte die Angaben der Hisbollah zu den Zielen der Angriffe nicht, meldete aber Luftalarm in mehreren Gebieten im Zentrum und im Norden Israels, unter anderem in Vororten von Tel Aviv.

Nach Angaben von Gesundheitsdiensten wurden infolge des Hisbollah-Beschusses elf Menschen verletzt, einer davon "mittelschwer bis schwer". Wie aus in Petach Tikwa nahe Tel Aviv aufgenommenen AFP-Bildern hervorgeht, brannten dort mehrere Autos oder wurden schwer beschädigt, ein Haus wurde durch Geschosssplitter beschädigt.

Die israelische Armee flog ihrerseits am Wochenende weitere Angriffe auf Ziele in verschiedenen Gebieten des Libanon. Am Sonntag meldete die staatliche libanesische Nachrichtenagentur NNA zwei "heftige" israelische Luftangriffe auf den südlichen Beiruter Vorort Kafaat, auf AFP-Bildern war dort aufsteigender grauer Rauch zu sehen.

Am Samstag waren bei israelischen Angriffen auf Beirut und andere Regionen nach libanesischen Angaben mindestens 45 Menschen getötet worden. So hatte die israelische Armee ein achtstöckiges Wohngebäude im Viertel Basta im Zentrum der Hauptstadt Beirut sowie Ziele im Süden und Osten des Landes beschossen.

Während die israelische Armee am Sonntag online auf Arabisch Evakuierungsaufforderungen für Gebiete im Süden Beiruts veröffentlichte, hatte sie dies vor dem Angriff auf das Gebäude in Basta nicht getan. Vergangene israelische Angriffe ohne vorherige Warnungen an die Zivilbevölkerung hatten hochrangigen Hisbollah-Mitgliedern gegolten.

Während es aus libanesischen Sicherheitskreisen gegenüber AFP geheißen hatte, auch dieser israelische Angriff habe einem hochrangigen Hisbollah-Mitglied gegolten, bestritt der Hisbollah-Abgeordnete Amin Scherri gegenüber der Agentur NNA die Anwesenheit von Hisbollah-Parteivertretern.

Nach dem Großangriff der verbündeten islamistischen Palästinenserorganisation Hamas auf Israel vom 7. Oktober 2023 hatte die Hisbollah mit regelmäßigen Raketenangriffen vom Libanon aus eine zweite Front gegen Israel eröffnet. Infolge der permanenten Angriffe wurden rund 60.000 Menschen im Norden Israels aus ihren Häusern vertrieben. Als Reaktion beschoss Israel seinerseits Hisbollah-Ziele im Nachbarland.

Seit September hat die israelische Armee ihre Angriffe auf Hisbollah-Ziele im Libanon deutlich verstärkt. Zudem startete sie Ende September Bodeneinsätze gegen Stellungen der Miliz im Südlibanon. Jüngsten Angaben des libanesischen Gesundheitsministeriums zufolge wurden seit Oktober 2023 im Land mindestens 3670 Menschen getötet, die meisten davon seit September dieses Jahres.

Am Sonntag besuchte der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell Beirut. Borrell forderte nach Gesprächen mit dem libanesischen Regierungschef Najib Mikati und dem der Hisbollah nahestehenden Parlamentspräsidenten Nabih Berri eine "sofortige Feuerpause" und die "vollständige Anwendung von Resolution 1701 des UN-Sicherheitsrats" und warnte, der Libanon befinde sich "am Rand des Zusammenbruchs".

Die nach dem Libanon-Krieg von 2006 vom UN-Sicherheitsrat verabschiedete Resolution 1701 sieht unter anderem vor, dass lediglich Soldaten der UN-Friedensmission Unifil und der libanesischen Armee im Grenzgebiet zu Israel eingesetzt werden sollten. Die Hisbollah blieb ungeachtet dessen dort.

Im Gazastreifen nahm die israelische Armee unterdessen weitere Ziele unter Beschuss. Am Samstag wurden in den frühen Morgenstunden bei Luftangriffen und durch Panzerbeschuss nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Zivilschutzbehörde 19 Menschen getötet und 40 weitere verletzt. Am Sonntag berichtete die Behörde über weitere elf durch israelische Angriffe Getötete. Weiter hieß, bei einem Drohnenangriff in der Nacht auf Sonntag sei der Leiter des Krankenhauses Kamal Adwan im Norden des Gazastreifens schwer verletzt worden.

Der Krieg im Gazastreifen war durch den brutalen Überfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 ausgelöst worden. Nach israelischen Angaben wurden dabei insgesamt 1206 Menschen getötet, viele wurden als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Als Reaktion griff Israel Ziele im Gazastreifen an, erklärtes Ziel ist die Zerstörung der Hamas. Nach jüngsten Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, wurden bislang mehr als 44.200 Menschen im Gazastreifen getötet.

Y.Keller--NZN