Zürcher Nachrichten - Nächster Austausch: Drei israelische Männer und 90 palästinensische Häftlinge kommen frei

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Nächster Austausch: Drei israelische Männer und 90 palästinensische Häftlinge kommen frei
Nächster Austausch: Drei israelische Männer und 90 palästinensische Häftlinge kommen frei / Foto: - - AFP

Nächster Austausch: Drei israelische Männer und 90 palästinensische Häftlinge kommen frei

Bei der nächsten geplanten Freilassung von israelischen Geiseln im Gazastreifen sollen am Samstag laut dem Forum der Geiselfamilien drei Männer heimkehren. Wie das Forum am Freitag mitteilte, ist unter ihnen Yarden Bibas, Vater der beiden von palästinensischen Kämpfern verschleppten Kleinkinder Kfir und Ariel. Im Austausch für die drei israelischen Männer sollen nach palästinensischen Angaben 90 Häftlinge freikommen. Unterdessen stimmte Israel laut Verhandlungskreisen der Öffnung des Grenzübergangs Rafah zwischen Gazastreifen und Ägypten zu.

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Wie das israelische Forum der Geiselfamilien weiter mitteilte, sollten neben dem 35 Jahre alten Bibas zudem Keith Siegel und Ofer Kalderon freigelassen werden. Der 65-jährige Siegel hat nach Angaben des Geiselforums auch einen US-Pass, der 54 Jahre alte Kalderon hat demnach zusätzlich zur israelischen auch die französische Staatsbürgerschaft.

Bibas ist der Vater der jüngsten Geisel, welche die Hamas und mit ihr verbündete Gruppen bei ihrem Großangriff auf Israel am 7. Oktober 2023 genommen hatten. Sein Sohn Kfir war erst achteinhalb Monate alt, als er zusammen mit seinem damals vierjährigen Bruder Ariel und ihrer Mutter Shiri aus dem Kibbuz Nir Oz entführt wurde. Die Hamas hatte bereits im November 2023 behauptet, dass Kfir, Ariel und Shiri Bibas angeblich bei einem Luftangriff der israelischen Armee getötet worden seien. Israel hat dies jedoch nie bestätigt.

Bibas' Familie erklärte am Freitag auf Instagram, sie freue sich sehr auf Yardens Heimkehr, "aber Shiri und die Kinder sind noch nicht zurückgekehrt". "Wir haben sehr gemischte Gefühle und stehen vor extrem komplizierten Tagen", hieß es weiter.

Das Büro des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu bestätigte am Freitag, eine Liste der freizulassenden Geiseln erhalten zu haben. Die Namen wollte es aber erst nach einer Prüfung und der Verständigung der Familien veröffentlichen. Zunächst hieß es zur Identität der freizulassenden Geiseln lediglich, es handele sich vereinbarungsgemäß um drei Männer, die am Leben seien.

Im Gegenzug für die drei Geiseln lässt Israel nach Angaben der Häftlingsinteressenvertretung Palestinian Prisoners' Club am Samstag insgesamt 90 palästinensische Häftlinge frei. Neun der Inhaftierten verbüßten lebenslange Freiheitsstrafen, gegen 81 seien "lange" Strafen verhängt worden.

Seit Inkrafttreten der Waffenruhe zwischen Israel und der islamistischen Hamas am 19. Januar wurden bislang 15 Geiseln freigelassen, darunter die zwei Deutsch-Israelis Gadi Moses und Arbel Yehud. Bei Moses' und Yehuds Freilassung war es am Donnerstag zu chaotischen und bedrohlichen Szenen gekommen. Vermummte Kämpfer der militanten Palästinenserorganisation Islamischer Dschihad schoben die Geiseln in Chan Junis im Süden des Gazastreifens durch eine schreiende und drängelnde Menschenmenge zu den Rot-Kreuz-Fahrzeugen. Der 80-jährige Moses wurde hin und her geschubst, Yehud wirkte stark verängstigt.

Das Waffenruheabkommen zwischen Israel und der Hamas sieht in einer ersten sechswöchigen Phase die Freilassung von insgesamt 33 Geiseln vor. Acht von ihnen sind nach israelischen Angaben tot, es geht in ihrem Fall nur noch um die Überführung der sterblichen Überreste. Im Gegenzug sollen insgesamt rund 1900 Palästinenser aus israelischer Haft freikommen.

Unterdessen verlautete aus Kreisen der im Rahmen der Waffenrufe aktiven Verhandler, dass Israel am Samstag den seit vergangenem Mai geschlossenen Grenzübergang Rafah zwischen dem Gazastreifen und Ägypten erstmals wieder öffnen werde. Wie die Nachrichtenagentur AFP erfuhr, soll der Übergang Rafah für den Transport von Verletzten aus dem Gazastreifen genutzt werden.

Zugleich gab die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas bekannt, die EU-Grenzkontrollmission am Übergang Rafah sei bereits vor Ort. Die Abordnung der EU-Mitarbeiter sei "auf Anfrage der Palästinenser und der Israelis" erfolgt. Ihre Aufgabe sei es, "palästinensisches Grenzpersonal" zu unterstützen und den Transfer von Menschen aus dem Gazastreifen heraus zu ermöglichen. Kallas hatte am Montag die Wiederaufnahme der Mission bekanntgegeben. Die EU hatte diese im Jahr 2007 nach rund zwei Jahren ausgesetzt, nachdem die Hamas die Macht im Gazastreifen übernommen hatte.

Nahe dem Grenzübergang protestierten unterdessen auf ägyptischer Seite mehrere hundert Menschen gegen die von US-Präsident Donald Trump ins Spiel gebrachten Pläne, die Palästinenser aus dem Gazastreifen umzusiedeln. Auf Bildern des staatsnahen Fernsehsenders Al-Kahera waren hunderte Menschen mit ägyptischen und palästinensischen Flaggen zu sehen, die in der Nähe des militärischen Sperrgebiets bei den Grenzanlagen von Rafah protestierten.

Trump hatte vergangene Woche dafür plädiert, den Gazastreifen zu "räumen" und die dort lebenden rund 2,4 Millionen Palästinenser an "sicherere" Orte wie Ägypten oder Jordanien zu bringen. Den vom Krieg verwüsteten Gazastreifen bezeichnete der neue US-Präsident als "Abrissgebiet". Auf die Zurückweisung der Idee durch die Regierungen beider Staaten erwiderte Trump am Donnerstag, Ägypten und Jordanien würden den USA bei der Umsetzung helfen. Trump verwies dabei auf die umfangreiche Militärhilfe, welche die USA für beide Staaten leiste.

B.Brunner--NZN