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Nach dem Messerangriff in einer Hochschule in Hamm ist eine 30-Jährige ihren schweren Verletzungen erlegen. Die Frau aus Essen starb am Samstag in einem Krankenhaus, wie Polizei und Staatsanwaltschaft in Dortmund am Sonntag mitteilten. Der mutmaßliche Täter wurde inzwischen in einem psychiatrischen Krankenhaus untergebracht. Der 34-Jährige leide bereits seit längerem an psychischen Problemen, sagte der Sprecher der Dortmunder Staatsanwaltschaft, Henner Kruse, am Samstag.
Der Mann hatte am Freitag vier Menschen offenbar wahllos angegriffen und teils schwer verletzt. Die Polizei sprach von einer Amoktat. Der 34-Jährige wurde dem Staatsanwalt zufolge am Samstagmorgen von einem psychiatrischen Sachverständigen begutachtet. Danach sei die einstweilige Unterbringung in einem Fachkrankenhaus angeordnet worden. Während der Tat sei er möglicherweise schuldunfähig gewesen.
Kruse zufolge hatte der 34-Jährige erst am Freitag auf eigenen Wunsch die psychiatrische Abteilung eines Krankenhauses verlassen. Dort hielt er sich wegen eines Suizidversuchs auf. Der Verdächtige habe sich seit längerem in psychotherapeutischer Behandlung befunden; bei der Durchsuchung seiner Wohnung im Studierendenwohnheim seien "zahlreiche Psychopharmaka" entdeckt worden.
Der Mann fühlte sich demnach von einer Gruppe von Menschen verfolgt, die ihm seiner Ansicht nach nach dem Leben trachte. Er meldete sich deswegen unter anderem bei der Polizei. Der letzte Kontakt mit der Polizei bestand laut dem Polizeipräsidenten von Hamm, Thomas Kubera, Anfang April. Auch an der Hochschule seien die psychischen Probleme des Langzeitstudenten bekannt gewesen, seine Eltern hätten ebenfalls davon gewusst.
Den bisherigen Ermittlungen zufolge war der 34-Jährige am Freitagnachmittag in Hamm in ein Gebäude der Hochschule Hamm-Lippstadt gegangen. Laut Kruse hatte er zwei kurz zuvor gekaufte Küchenmesser dabei. Der Mann habe dann zunächst im Foyer eine 22 Jahre alte Frau angegriffen, danach einen 22 Jahre alten Mann und dann eine weitere 22 Jahre alte Frau. Es handele sich um "Zufallsopfer".
Die beiden ersten Opfer erlitten unter anderem Verletzungen am Hals. Die als Dritte angegriffene Frau erlitt dem Staatsanwalt zufolge acht Stiche in den Bauch und musste notoperiert werden. Inzwischen bestehe keine Lebensgefahr mehr.
Der 34-Jährige betrat dann einen Hörsaal und stach auf eine 30 Jahre alte Lehrbeauftragte der Hochschule ein, die sich eine Gastvorlesung anhörte. Sie erlitt demnach durch Stiche in den Brustbereich "ganz erhebliche innere Verletzungen". Die Frau wurde per Helikopter in eine Uniklinik gebracht und ebenfalls notoperiert. Der Staatsanwalt erklärte bereits am Samstag, dass die Ärzte für sie keine Überlebenschancen sähen.
Der mutmaßliche Täter wurde im Hörsaal von Studentinnen und Studenten überwältigt und dann von der Polizei festgenommen. Er habe die Tat gestanden und angegeben, dass er keinen anderen Ausweg mehr gesehen habe, sagte Kruse. Demnach ging der Mann davon aus, dass die Anwesenden in dem Hochschulgebäude zu der Gruppe gehörten, die ihn töten wolle.
Der Dortmunder Polizeipräsident Ralf Ziegler würdigte die Überwältigung des Täters durch die Studierenden. Sie seien "sehr mutig und sehr, sehr geistesgegenwärtig" vorgegangen. Durch ihr Eingreifen hätten sie "sicherlich unzählige weitere Opfer verhindert".
Die Hochschule sagte den Lehrbetrieb in Hamm für Montag ab. Der Campus werde aber für die Studierenden "als Ort zum Austauschen und Innehalten" geöffnet sein.
R.Schmid--NZN