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Saudi-Arabiens Kronprinz Mohammed bin Salman hat der Türkei zum ersten Mal seit dem Mord an Jamal Khashoggi einen Staatsbesuch abgestattet. Präsident Recep Tayyip Erdogan empfing den De-facto-Herrscher des ölreichen Golfstaates am Mittwoch im Präsidentenpalast in Ankara mit militärischen Ehren. Die Ermordung des regierungskritischen Journalisten Khashoggi Ende 2018 in Istanbul hatte die Beziehungen beider Länder stark belastet. Nun aber wollen sie ein neues Kapitel aufschlagen.
Eine Pressekonferenz war neben dem zweistündigen Treffen und einem gemeinsamen Essen nicht vorgesehen. In einer gemeinsamen Erklärung zum Abschluss des Kurzbesuchs versicherten beide Länder jedoch ihre "Entschlossenheit, eine neue Ära der bilateralen Zusammenarbeit einzuleiten". Beide Seiten wollen demnach ihre Beziehungen auf einer Reihe von Gebieten vorantreiben, darunter auch bei Wirtschaft und Militär. Abkommen oder konkrete Geschäfte wurden aber nicht geschlossen.
Der 59-jährige Regierungskritiker Khashoggi war am 2. Oktober 2018 im saudiarabischen Konsulat in Istanbul ermordet worden. Er hatte dort einen Termin zur Vorbereitung der Hochzeit mit seiner Verlobten, einer türkischen Staatsbürgerin. Nach offiziellen Angaben aus der Türkei und den USA wartete in der Vertretung ein 15-köpfiges Kommando aus Saudi-Arabien, ermordete ihn, zerstückelte seine Leiche und ließ die Überreste verschwinden.
Ein US-Geheimdienstbericht kam zu dem Schluss, dass der saudiarabische Kronprinz Khashoggis Ermordung abgesegnet habe. Riad weist dies zurück und versichert, die saudiarabischen Täter hätten auf eigene Faust gehandelt.
Der Mordfall hatte international Entsetzen ausgelöst und die Beziehungen zwischen Riad und Ankara erheblich belastet. Erdogan machte seinerzeit Riad für den Tod des Journalisten verantwortlich, ohne jedoch direkt den Kronprinzen zu beschuldigen.
Erdogan steht wegen der hohen Inflation in der Türkei und anderer Wirtschaftsprobleme innenpolitisch stark unter Druck, seine Umfragewerte ein Jahr vor den nächsten Parlaments- und Präsidentschaftswahlen sinken. Investitionen aus Saudi-Arabien könnten ihm helfen, die Wirtschaft wieder anzukurbeln.
Bereits im April war der türkische Präsident nach Saudi-Arabien gereist und hatte dort den Kronprinzen getroffen. Drei Wochen zuvor hatte die türkische Justiz ihre Ermittlungen im Fall Khashoggi eingestellt und die Akte den saudiarabischen Behörden zugeschickt.
Hatice Cengiz, die damalige Verlobte Khashoggis, übte scharfe Kritik am Empfang des Kronprinzen in der Türkei. "Hätte Jamal ein Grab, würde er sich darin umdrehen", sagte sie der Nachrichtenagentur AFP. "Sie haben die Akte Saudi-Arabien gegen Geld überlassen" kritisierte Kemal Kilicdaroglu, Chef der wichtigsten türkischen Oppositionspartei, die türkischen Behörden.
A.Ferraro--NZN