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Zum Jahrestag der Flutkatastrophe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen haben beide Länder am Donnerstag der 184 Todesopfer gedacht. An den beiden zentrale Gedenkveranstaltungen in Bad Neuenahr-Ahrweiler und Euskirchen nahmen mehrere tausend Menschen teil, darunter auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD). Steinmeier sprach sich in Euskirchen für eine umfassende Aufarbeitung der Katastrophe aus.
"Das Versprechen der ersten Tage nach der Katastrophe gilt: Das Ahrtal ist nicht vergessen", sagte die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) bei der Gedenkveranstaltung im Kurpark von Bad Neuenahr-Ahrweiler. Das Gedenken am Jahrestag mache deutlich, dass die Betroffenen nicht alleine seien. "Ganz Rheinland-Pfalz, ganz Deutschland - und weit darüber hinaus - schaut hierher, nicht nur heute", sagte Dreyer.
Allein am Gedenken in Rheinland-Pfalz nahmen 2000 Angehörige, Betroffene und Helfer teil. Unter den Gästen war auch Scholz, der die Veranstaltung aus der ersten Reihe verfolgte. An jedes der 135 Flutopfer in Rheinland-Pfalz wurde mit einem Stern erinnert, der in einen animierten Nachthimmel über der Silhouette des Ahrtals aufstieg.
Zeitgleich fand in der Kirche Herz Jesu in Euskirchen ein zentraler ökumenischer Gedenkgottesdienst für Nordrhein-Westfalen statt, an dem neben Steinmeier auch Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) teilnahm. Nach dem Gottesdienst richteten sich beide mit Ansprachen an die Teilnehmenden.
"Der Verlust geliebter Menschen ist das Schlimmste, was diese Hochwasserkatastrophe angerichtet hat", sagte Ministerpräsident Wüst laut Redetext. Die Katastrophe sei ein "Einschnitt" in die Geschichte des Landes gewesen. Beim Wiederaufbau bleibe die Landesregierung weiterhin an der Seite der Menschen in den Flutgebieten. Wiederaufbau heiße jedoch nicht, dass "alles eins zu eins wieder so errichtet werden" kann oder soll, wie es vorher war, mahnte Wüst. Vorsorge und Schutz müssten nun im Mittelpunkt stehen.
Steinmeier betonte, dass in der Krise "schnell und gut organisiert, verantwortlich" werden müsse. Der Staat müsse hier seiner Schutzpflicht nachkommen, sagte er laut Redetext. "Ich kann mir auch vorstellen, dass Sie eine Frage immer noch quält: Wie war das möglich? Wie konnte das passieren? Und: Warum wurde nicht schnell und umfassend genug gewarnt?", fragte der Bundespräsident. Als ganzes Land müsse Deutschland Antworten auf die Frage finden, wo es etwa im Katastrophenschutz Verbesserungsbedarf gebe.
Gleichzeitig appellierte der Bundespräsident dazu, "wirklich jede Anstrengung" zu unternehmen, um die Folgen des Klimawandels zu bekämpfen. Extreme Wetterlagen würden in der Zukunft noch zunehmen. "Wir müssen viel umfassender Vorsorge treffen, um unseren Kindern und Enkeln einen lebenswerten Planeten zu hinterlassen." Früher am Tag hatte der Bundespräsident das besonders von der Flut beschädigte Ahrtal besucht, um sich mit Ministerpräsidentin Dreyer ein Bild vom aktuellen Stand des Wiederaufbaus zu verschaffen.
Bei den verheerenden Überschwemmungen infolge tagelangen Starkregens kamen am 14. und 15. Juli 184 Menschen in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen ums Leben. Hunderte weitere wurden verletzt. Für den Wiederaufbau stellen Bund und Länder 30 Milliarden Euro bereit.
Neben dem Gedenken rückt am Jahrestag der Flut auch deren Aufarbeitung und die Verhinderung künftiger Katastrophen in den Fokus. Um etwaiges Fehlverhalten der Landesregierungen aufzudecken, setzten die Landtage in Mainz und Düsseldorf jeweils Untersuchungsausschüsse zur Flut ein.
M.J.Baumann--NZN