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Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, will bei Papst Franziskus und im Vatikan für tiefgreifende Reformen der katholischen Kirche werben. Es gebe eine "sehr deutliche Mehrheit" der deutschen Bischöfe, die sage, "es braucht Reformen, diese Reformen dürfen vor der Lehre nicht halt machen", sagte der Limburger Bischof am Montag zu Beginn der Herbstvollversammlung der Bischofskonferenz im hessischen Fulda.
Die deutschen Bischöfe reisen im November in den Vatikan zu einem sogenannten Ad-limina-Besuch. Dort solle es eine Reihe von Gesprächen geben, unter anderem auch über den synodalen Weg der deutschen Kirche. Bätzing sagte, der Vatikan sei der richtige Platz für diese Diskussionen - "genau dort ist der Ort, um die Themen und Fortschritte des synodalen Wegs anzusprechen, einzutragen und vorzutragen".
Vor gut zwei Wochen war der synodale Weg bei der jüngsten Versammlung ins Stocken geraten, weil eine Gruppe konservativer Bischöfe - darunter alle vier Kölner Bischöfe inklusive des dortigen Kardinals Rainer Maria Woelki - ein Grundlagendokument zur Sexualethik zum Scheitern gebracht hatten.
Bätzing verwies zu Beginn der Herbstvollversammlung darauf, dass die konservativen Bischöfe in der Minderheit seien. Eine "sehr deutliche Mehrheit" der 69 deutschen Bischöfe - Bätzing sprach von mehr als zwei Dritteln bis zu drei Vierteln - stünden hinter einem Reformkurs. Auf der anderen Seite sei es schon seit sehr langem so, dass die Bischöfe indifferent in einigen Themen seien. Das sei nichts Neues.
Nachdem beim synodalen Weg noch eine Mischung aus Schock und Resignation über das Minderheitenvotum der Konservativen geherrscht hatte, zeigte sich Bätzing rund um die Herbstvollversammlung kämpferisch. Im Bayerischen Rundfunk sagte er: "Wir dürfen uns nicht durch die aufhalten lassen, die einfach alles blockieren."
Bätzing wies dort auch den Eindruck zurück, Papst Franziskus lehne dieses deutsche Sonderformat für innerkirchliche Beratungen ab. "Der Papst selber ist doch ein großer Reformer, insofern ist es keine gute Wahrnehmung zu sagen, er ist ein Gegner des synodalen Wegs", sagte der Limburger Bischof.
"Er hat bestimmte kritische Anmerkungen gemacht, die hat er uns auch geschrieben." Etwa die Frage, ob Themen wie Evangelisierung oder Mission genug verortet seien. Die Verantwortlichen des synodalen Wegs würden aber sagen, es müssten zunächst die Strukturen gebaut werden, damit Menschen das Evangelium überhaupt noch annehmen könnten. "Darüber müssen wir immer wieder auch die Verständigung mit dem Papst suchen."
Bätzing wies auch Warnungen zurück, das deutsche Reformbestreben könne die Kirche spalten. "Es gibt dieses Auseinanderfallen ja, denn viele Menschen kehren der Kirche den Rücken - und das aufzuhalten, da zu hören, was diesen Menschen wichtig ist, ist mir ein großes Anliegen."
Neben dem synodalen Weg steht auch der Missbrauchsskandal ein weiteres Mal auf der Tagesordnung des bis Donnerstag dauernden Treffens der Bischöfe in Fulda. Dort will der bisherige Missbrauchsbeauftragte, der Trierer Bischof Stefan Ackermann, sein Amt aufgeben.
Bätzing kündigte eine Neustrukturierung an. "Es muss auf breitere und mehr Schultern gestellt werden", sagte er. Die Kirche komme in eine ganz neue Phase mit Intervention, Prävention und Aufarbeitung und brauche dazu neue Struktur.
In Fulda soll auch über den Einsatz der Kirchen nach der Flutkatastrophe vor einem Jahr gesprochen werden, hier kündigte Bätzing ein Fazit der kirchlichen Hilfen an. Zum Ausgang der Parlamentswahl in Italien mit einem Sieg der rechten Parteien sagte Bätzing, dies sei "eine echte Gefahr für das Zusammenhalten in Europa".
W.F.Portman--NZN