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Dem US-Versandhändler Amazon droht in Großbritannien eine Sammelklage wegen wettbewerbschädlichen Verhaltens. Eine Londoner Anwaltskanzlei kündigte am Donnerstag an, die 900 Millionen Pfund (1035 Millionen Euro) schwere Klage bis Ende Oktober beim zuständigen Gericht der britischen Hauptstadt einzureichen. Die Juristen werfen Amazon vor, seine marktbeherrschende Stellung ausgenutzt und Verbrauchern geschadet zu haben.
Im Detail soll Amazon auf seiner Handelsplattform durch Amazon selbst verkaufte Produkte und solche von Anbietern, die Amazons Logistikdienstleistungen nutzen, bevorzugt behandeln. Andere Verkäufer würden dadurch benachteiligt, dies schade auch dem Verbraucher. Dem US-Riesen sollte es nicht erlaubt sein, "die Regeln zu seinen Gunsten festzulegen und die Verbraucher unfair zu behandeln", erklärte die Verbraucheranwältin Julie Hunter.
Amazon wies die Vorwürfe zurück. "Diese Klage ist unbegründet, und wir sind zuversichtlich, dass dies im Rahmen des Gerichtsverfahrens geklärt werden wird", erklärte ein Konzernsprecher.
Amazon verkauft selbst Produkte auf seinem digitalen Marktplatz und bietet zugleich externen Händlern an, dort ihre Produkte zu platzieren. Im Zusammenhang mit dieser Doppelfunktion geht auch die EU-Kommission seit Längerem wegen des Vorwurfs des Missbrauchs seiner marktbeherrschenden Stellung gegen den US-Konzern vor.
In der EU werden viele der als problematisch geltenden Praktiken des Versandhändlers im mittlerweile verabschiedeten EU-Gesetz für digitale Märkte (Digital Markets Act - DMA) angegangen. Das Gesetz wird voraussichtlich im Laufe des kommenden Jahres in Kraft treten und verbietet etwa Benachteiligungen externer Anbieter auf Handelsplattformen.
N.Fischer--NZN