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Präsident Wolodymyr Selenskyj zufolge sind in der Ukraine binnen zwei Tagen etwa 100.000 Menschen aus umkämpften Städten in Sicherheit gebracht worden. Allein am Donnerstag konnten demnach 40.000 Menschen über die mit Russland ausgehandelten Fluchtkorridore aus belagerten Städten fliehen. Gleichzeitig beschuldigte Selenskyj in einem Video in der Nacht zum Freitag Russland des Angriffs auf einen Fluchtkorridor aus der von russischen Truppen belagerten Hafenstadt Mariupol.
"Die russischen Truppen stellten das Feuer nicht ein. Trotzdem habe ich beschlossen, einen Fahrzeugkonvoi nach Mariupol zu schicken, mit Lebensmitteln, Wasser und Medikamenten", sagte Selenskyj in dem Video. "Aber die Besatzer haben einen Panzerangriff genau dort gestartet, wo dieser Korridor verlaufen sollte." Er bezeichnete den Angriff als einen Akt "unverschämten Terrors von erfahrenen Terroristen".
Die Menschen in der strategisch wichtigen Stadt am Asowschen Meer sind bereits seit zehn Tagen eingeschlossen. Hilfsorganisationen berichten von einer dramatischen Lage der rund 300.000 Zivilisten, die dort ohne Wasser oder Strom ausharren. Bereits in den vergangenen Tagen waren lokale Waffenruhen für Evakuierungen aus Mariupol gescheitert. Moskau und Kiew wiesen sich dafür gegenseitig die Schuld zu.
Die russische Regierung hatte indessen angekündigt, Zivilisten einseitig die Ausreise nach Russland ermöglichen. "Wir geben offiziell bekannt, dass humanitäre Korridore für die Russische Föderation von nun an einseitig, ohne Koordination, jeden Tag ab 10:00 Uhr morgens (08.00 Uhr MEZ) geöffnet werden", erklärte das Moskauer Verteidigungsministerium am Donnerstag. Über Fluchtruten "in andere Richtungen" würden von Fall zu Fall mit der ukrainischen Seite verhandelt.
Nach russischen Angaben sind bislang "mehr als 187.000 Menschen" aus der Ukraine nach Russland in Sicherheit gebracht worden. Von unabhängiger Seite war diese Angabe nicht zu überprüfen.
Die UN schätzt, dass mittlerweile mehr als 2,3 Millionen Flüchtlinge wegen des russischen Angriffskriegs die Ukraine verlassen haben.
R.Bernasconi--NZN