Zürcher Nachrichten - Neue Verhandlungen inmitten heftiger Kämpfe in der Ukraine

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Neue  Verhandlungen inmitten heftiger Kämpfe in der Ukraine
Neue Verhandlungen inmitten heftiger Kämpfe in der Ukraine

Neue Verhandlungen inmitten heftiger Kämpfe in der Ukraine

Trotz heftiger Angriffe und der Blockade wichtiger Städte durch die russische Armee wird auf diplomatischem Wege weiter um eine mögliche Waffenruhe in der Ukraine gerungen. Unterhändler beider Seiten nahmen am Dienstag ihre Gespräche wieder auf. Zudem machten sich die Regierungschefs von Polen, Tschechien und Slowenien per Zug auf den Weg in das nahezu eingekesselte Kiew, wo bei Angriffen auf Wohngebiete nach ukrainischen Angaben mindestens zwei Menschen getötet wurden.

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Am frühen Morgen wurde Kiew nach Angaben von AFP-Journalisten von einer Reihe heftiger Explosionen erschüttert. Nach Angaben des ukrainischen Rettungsdienstes wurden bei russischen Angriffen mehrere Wohnhäuser getroffen und mindestens zwei Menschen getötet. Bürgermeister Vitali Klitschko kündigte ab Dienstagabend eine 35-stündige Ausgangssperre an.

Die russische Armee versucht derzeit, Kiew einzukesseln. In der Stadt befindet sich noch rund die Hälfte der einst drei Millionen Einwohner. Sie können die Stadt nur noch in Richtung Süden verlassen.

Dennoch machten sich die Regierungschefs Polens, Tschechiens und Sloweniens auf ins Kriegsgebiet. Der Zug, der Mateusz Morawiecki, Petr Fiala und Janez Jansa nach Kiew bringen soll, passierte nach polnischen Angaben gegen Mittag das westukrainische Lemberg (Lwiw). Auch Polens Vize-Ministerpräsident Jaroslaw Kaczynski ist demnach Teil der Delegation.

In der ukrainischen Hauptstadt ist nach polnischen Angaben ein Treffen mit Präsident Selenskyj und Regierungschef Denys Schmyhal geplant. "Ziel des Besuchs ist es, die unmissverständliche Unterstützung der gesamten Europäischen Union für die Souveränität und Unabhängigkeit der Ukraine zu bekräftigen" und ein Hilfspaket vorzustellen. Demnach ist die Reise mit EU-Ratspräsident Charles Michel und EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen abgesprochen.

Die Verhandlungen von Delegationen Kiews und Moskaus wurden derweil wieder aufgenommen. Seit Beginn des russischen Angriffskrieges in der Ukraine gab es vier Verhandlungsrunden. Die vierte, virtuell stattfindende Gesprächsrunde war am Montag nach Angaben beider Seiten aus "technischen" Gründen pausiert worden, sie ging Dienstagnachmittag weiter.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hoffte auf Fortschritte. Moskau habe "bereits begonnen zu verstehen, dass es mit Krieg nichts erreichen wird", sagte er in einer Videobotschaft. Die Gespräche am Montag bewertete er positiv.

Kreml-Chef Wladimir Putin hatte bereits am Freitag von "positiven Fortschritten" bei den laufenden Verhandlungen gesprochen. Sein Sprecher Dmitri Peskow äußerte sich nun zurückhaltend: "Wir wollen keine Voraussagen machen. Lassen Sie uns auf greifbare Ergebnisse warten", sagte er. "Die Arbeit ist komplex, aber die Tatsache allein, dass die Arbeit weitergeht, ist positiv."

Auch in anderen Landesteilen der Ukraine setzte Russland seinen Angriffskrieg derweil fort. Der Flughafen der Stadt Dnipro in der Ostukraine wurde nach ukrainischen Angaben weitgehend zerstört und im östlichen Charkiw starben mindestens drei Menschen durch russischen Beschuss. Weiter im Westen wurde die Stadt Mykolajiw weiter heftig beschossen. Durch ihre Einnahme wäre der Weg für die russische Armee frei, um die Schwarzmeermetropole Odessa anzugreifen.

Die Evakuierung der ukrainischen Hafenstadt Mariupol wurde fortgesetzt. Weitere 2000 Autos hätten die Stadt über einen Fluchtkorridor verlassen können, erklärte die Stadtverwaltung. Nachdem lokale Waffenruhen mehrfach gescheitert waren, hatten am Montag erstmals Bewohner in 160 Autos die Stadt verlassen können.

Mariupol wird seit fast zwei Wochen von russischen Truppen belagert und ist seitdem von der Versorgung mit Nahrungsmitteln, Wasser und Energie abgeschnitten. Hilfsorganisationen sprachen von einer katastrophalen Lage vor Ort. Die Stadtverwaltung gab die Zahl der Todesopfer mit 2200 an.

Seit Beginn des russischen Angriffskriegs vor knapp drei Wochen sind nach UN-Angaben mittlerweile mehr als drei Millionen Menschen aus der Ukraine geflohen. Fast die Hälfte von ihnen sind demnach Kinder.

D.Graf--NZN