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Die Politikberaterin und Journalistin Kerstin Claus wird neue Unabhängige Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs (UBSKM). Das beschloss das Bundeskabinett am Mittwoch in Berlin, wie Familienministerin Anne Spiegel (Grüne) anschließend in Berlin mitteilte. Claus löst den bisherigen Beauftragten Johannes-Wilhelm Rörig ab, der sein Amt bereits Ende Februar abgegeben hatte.
Spiegel äußerte sich erfreut, dass die Regierung mit Claus "eine hervorragend qualifizierte und besonders geeignete Frau" für dieses Amt habe gewinnen können. "Wir brauchen eine Kultur des Hinschauens und des Handelns", hob sie hervor. Die Ministerin kündigte eine Aufklärungs- und Sensibilisierungskampagne an. "Es ist wichtig, dass jeder und jede einen Beitrag leisten kann zu dieser Prävention."
Spiegel verwies auch auf Pläne für ein neues Gesetz, um die Arbeit und die Unabhängigkeit der Missbrauchsbeauftragten weiter zu stärken. Ziel sei, "den Schutz vor sexualisierter Gewalt konsequent und beharrlich zu verbessern". In der neuen Beauftragten sehe sie dafür eine Verbündete.
Claus, die einst selbst Missbrauch erfahren hatte, war 2015 in den beim Missbrauchsbeauftragten angesiedelten Betroffenenrat berufen worden. "Wir alle müssen Kinder und Jugendliche besser schützen, um Gefahren zu erkennen oder Missbrauch zumindest schneller aufzudecken", sagte die 52-Jährige auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Spiegel.
Dafür gebe es "nicht das eine Patentrezept", notwendig sei vielmehr eine zielgerichtete Zusammenarbeit auf allen Ebenen. Hierfür wolle sie "klare Impulse" setzen. "Wir brauchen starke Bündnisse und starke Netzwerke", sagte die neue Beauftragte weiter. Entscheidend sei, den Betroffenen gerecht zu werden". Claus dankte ihrem Vorgänger Rörig, der wichtige Weichenstellungen getroffen habe.
Der Betroffenenrat begrüßte die Ernennung seines bisherigen Mitglieds. "Mit dieser Entscheidung werden die jahrelange Arbeit von Betroffenen sowie ihre vielfältigen Kompetenzen noch sichtbarer", hieß es in einer Erklärung. "Wir werden weiter gemeinsam nicht schweigen", kündigte das Gremium an.
Auch die Betroffenen-Initiative Eckiger Tisch wertete die Personalentscheidung als "eine gute Nachricht" und sicherte Claus Unterstützung zu. Ebenfalls positiv äußerte sich die Initiative von Verbrechens-Opfern Weißer Ring.
"Wir werden den Kinderschutz stärken, wo wir können, denn Kinder können sich nicht selbst schützen", sicherte der SPD-Kirchenbeauftragte Lars Castellucci Claus gleichfalls Unterstützung zu, ebenso die Vorsitzende der Kinderkommission des Bundestages, Sarah Lahrkamp (SPD).
Claus war als Journalistin unter anderem für ZDF und SWR tätig. Sie ist Mitglied der Grünen und trat 2021 für die Partei bei der Landtagswahl in Rheinland-Pfalz als Direktkandidatin an. Ihre Amtszeit als Missbrauchsbeauftragte beträgt fünf Jahre.
I.Widmer--NZN