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Noch gibt es eine einheitliche Mittelschule für alle in Frankreich, doch vom kommenden Schuljahr an sollen Schülerinnen und Schüler von der sechsten Klasse an in Französisch und Mathe in drei Leistungsgruppen aufgeteilt werden. Premierminister Gabriel Attal bekräftigte in einem AFP-Gespräch dieses Vorhaben, das bereits zu heftigen Protesten seitens der Lehrergewerkschaften geführt hat. "Das Ziel besteht darin, das Niveau aller Schüler zu heben", sagte Attal.
Mindestens drei Viertel des Schuljahres sollten die Fächer Französisch und Mathe in drei unterschiedlichen Leistungsgruppen unterrichtet werden, erklärte er. Dabei solle es möglich sein, die Gruppe innerhalb des Schuljahres zu wechseln. "Damit passen wir uns an das Niveau der einzelnen Schüler an", betonte Attal.
Die Diskussion in Frankreich erinnert an die deutschen Debatten über Vor- und Nachteile von Gesamtschulen. Er wolle nicht von "guten, mittleren und schlechten" Schülern sprechen, sagte Attal. Der Klassenverband solle mit seinen Unterschieden bestehen bleiben, die Leistungsgruppen beträfen nur die beiden genannten Fächer.
Er sei offen dafür, neue Posten zu schaffen, falls dies nötig werde, sagte Attal, ohne Zahlen zu nennen. Grundsätzlich sei es nötig, den Lehrerberuf attraktiver zu machen. "Es bedeutet das Ende der Einheits-Mittelschule", sagte Attal.
Lehrergewerkschaften warfen dem Premierminister vor, die Realität an den Schulen zu verkennen. "Er berücksichtigt nicht, dass sowohl Lehrer als auch Eltern dagegen sind", sagte Jérôme Fournier, Chef einer Lehrergewerkschaft. Es bestehe die Sorge, dass es nicht genügend Mittel gebe, diese Reform umzusetzen.
Attal, der zuvor Bildungsminister gewesen war, hatte bei seiner Amtsübernahme angekündigt, dass er sich weiter um die Schulreform kümmern wolle. Frankreich steht seit langem in der Kritik, dass sein Schulsystem Ungleichheiten verschärfe und die Elitebildung befördere.
L.Zimmermann--NZN