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Wenige Stunden vor der Präsidentschaftswahl in Russland sind bei Angriffen auf die Grenzregionen des Landes zur Ukraine mindestens zwei Menschen getötet worden. Bei Drohnenangriffen auf die Region Belgorod wurden nach Angaben von Gouverneur Wjatscheslaw Gladkow am Donnerstag zudem mindestens 19 weitere Menschen verletzt. Die russische Nationalgarde kämpfte nach eigenen Angaben weiter gegen "Saboteure" im grenznahen Ort Tjotkino in der Region Kursk. Unterdessen warnte die Staatsanwaltschaft in Moskau vor Protesten während der dreitägigen Präsidentschaftwahl.
Im Vorfeld des Urnengangs waren in den vergangenen Tagen mehrfach Kämpfer von Einheiten, die sich als russische Gegner Putins bezeichnen, von der Ukraine aus auf russisches Gebiet vorgedrungen. Der russischen Armee gelang es nach eigenen Angaben, die Angreifer zu "dezimieren".
Eine der bewaffneten Gruppen, die Legion "Freiheit für Russland", gab am Donnerstag das Ziel aus, die Regionen Belgorod und Kursk zu "befreien" und rief zur Evakuierung von Zivilisten aus den betroffenen Regionen auf. Milizionär Alexej Baranowski sprach im ukrainischen Fernsehen von "intensiven Kämpfen" sowohl in Tjotkino als aus in Grajworon in der Region Belgorod.
Wegen der ukrainischen Drohnenangriffe ordneten die Behörden die Schließung der Einkaufszentren in der Region Belgorod an. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Moskau wurden in der Nacht zum Donnerstag insgesamt 14 ukrainische Drohnen über den Regionen Belgorod und Kursk abgeschossen.
Die Ukraine hat seit dem Sommer ihre Drohnenangriffe gegen Russland verstärkt. Bereits am Mittwoch hatte sie mit dutzenden Drohnen insbesondere Standorte der Energieinfrastruktur ins Visier genommen.
Die Präsidentschaftswahl in Russland findet von Freitag bis Sonntag statt. In den von Russland annektierten ukrainischen Gebieten findet bereits seit Ende Februar ein vorgezogener Urnengang statt.
Putin konkurriert mit drei unbedeutenden Kandidaten, die sich weder der Offensive in der Ukraine noch der zunehmenden Unterdrückung im Land entgegenstellen. Da alle bedeutenden Kritiker des Kreml-Chefs entweder tot, inhaftiert oder im Exil sind, ist seine Wiederwahl so gut wie sicher. Mitte Februar starb der prominenteste Widersacher des Staatschefs, der Oppositionelle Alexej Nawalny, in einem Straflager am Polarkreis.
Zuletzt konnte die russische Armee Erfolge in der Ukraine melden. Das ukrainische Außenministerium in Kiew forderte die internationale Gemeinschaft am Donnerstag auf, das Ergebnis der russischen Präsidentschaftswahl abzulehnen und bezeichnete diese als "Farce". Nawalnys Witwe Julia Nawalnaja die den Kampf ihres Mannes fortsetzt, bat die Russen, für jeden Kandidaten außer Putin zu stimmen. Zudem rief sie zu Protesten vor Wahllokalen auf.
Die Staatsanwaltschaft in der Hauptstadt Moskau warnte unterdessen vor der Teilnahme an Protesten. "Die Organisation von und die Teilnahme an diesen Massenveranstaltungen sind aufgrund der geltenden Gesetzgebung strafbar", hieß es in einer im Onlinedienst Telegram veröffentlichten Erklärung.
Staatschef Putin rief die Bürger zur Wahl auf. "Ich bitte Sie, Ihre patriotische und staatsbürgerliche Pflicht zu erfüllen (...) und zur Wahl zu gehen - für eine strahlende Zukunft unseres geliebten Russlands", sagte er im Staatsfernsehen. "Ich bin überzeugt: Sie wissen, was für eine schwierige Zeit unser Land durchmacht, vor welch komplexen Herausforderungen wir in fast allen Bereichen stehen", sagte Putin. Um die Herausforderungen erfolgreich zu überwinden, "müssen wir weiterhin geeint und selbstbewusst sein".
Eine weitere sechsjährige Amtszeit würde es Putin ermöglichen, bis 2030 zu regieren - länger als jeder russische Staatenlenker seit Katharina der Großen im 18. Jahrhundert. Nach einer Verfassungsreform könnte er sogar erneut kandidieren und bis 2036 an der Macht bleiben. Dann wäre Putin 84 Jahre alt.
O.Krasniqi--NZN