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Die radikalislamische Palästinenserorganisation Hamas im Gazastreifen ist nach eigenen Angaben zu einer sechswöchigen Feuerpause und zu einem Austausch israelischer Geiseln gegen palästinensische Gefangene bereit. Wie ein Hamas-Vertreter der Nachrichtenagentur AFP am Freitag sagte, könnten im Zuge einer solchen Vereinbarung 42 israelische Geiseln - Frauen, Kinder, ältere Menschen und Kranke - gegen jeweils 20 bis 50 palästinensische Gefangene ausgetauscht werden.
Bisher hatte die Hamas einen dauerhaften Waffenstillstand vor jeglicher Freilassung von Geiseln verlangt. Den Angaben zufolge fordert die Hamas allerdings, dass die Feuerpause dann zu einem "vollständigen (israelischen) Abzug aus dem Gazastreifen und einem dauerhaften Waffenstillstand" führt.
Der Krieg im Gazastreifen war durch den Großangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober ausgelöst worden, bei dem nach israelischen Angaben etwa 1160 Menschen getötet sowie rund 250 weitere als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt wurden. Während einer früheren Feuerpause waren bereits dutzende Geiseln freigekommen. Nach Angaben aus Israel werden noch 130 Geiseln im Gazastreifen vermutet, von denen 32 tot sein sollen.
Nach Angaben des Hamas-Vertreters, der anonym bleiben wollte, könnten bei einer entsprechenden Einigung jeweils eine israelische Geisel pro Tag gegen palästinensische Häftlinge ausgetauscht werden. Die Zahl der freigelassenen Palästinenser solle sich danach richten, ob es sich bei der israelischen Geisel um einen Zivilisten oder um einen Militärangehörigen handelt.
Während der sechswöchigen Feuerpause verlangt die Hamas nach Angaben ihres Vertreters, dass sich die israelische Armee "aus allen Städten und bewohnten Gebieten" des Gazastreifens zurückzieht und eine bedingungslose Rückkehr aller Flüchtlinge ermöglicht wird. Außerdem sollen nach den Hamas-Vorstellungen täglich 500 Lastwagen mit Hilfsgütern in den Gazastreifen gelassen werden.
Wenn diese erste Phase abgeschlossen ist, strebt die Palästinenserorganisation den Angaben zufolge einen "umfassenden Austausch von Gefangenen" an, bei dem dann auch gefangene oder getötete israelische Soldaten und Offiziere im Gegenzug für die Freilassung weiterer palästinensischer Häftlinge übergeben würden.
Schließlich fordert die Hamas den vollständigen Abzug der israelischen Armee, den Wiederaufbau des Gazastreifens sowie ein Ende der Blockade, die Israel 2007 mit der Machtübernahme der Hamas gegen den Küstenstreifen verhängt hatte.
Am Donnerstagabend hatte das Büro von Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu eine Mitteilung veröffentlicht, in der es hieß, die Hamas beharre weiterhin auf "unrealistischen Forderungen".
Israel geht seit dem Hamas-Angriff vom 7. Oktober massiv militärisch im Gazastreifen vor. Dabei wurden nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, bisher mindestens 31.490 Menschen getötet.
B.Brunner--NZN