Zürcher Nachrichten - Russland: Elf Festnahmen nach Angriff auf Konzerthalle mit 115 Toten bei Moskau

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Russland: Elf Festnahmen nach Angriff auf Konzerthalle mit 115 Toten bei Moskau
Russland: Elf Festnahmen nach Angriff auf Konzerthalle mit 115 Toten bei Moskau / Foto: Sergei VEDYASHKIN - Moskva News Agency/AFP

Russland: Elf Festnahmen nach Angriff auf Konzerthalle mit 115 Toten bei Moskau

Nach dem tödlichen Angriff auf einen Konzertsaal bei Moskau hat der Kreml die Festnahme von elf Verdächtigen bekannt gegeben, darunter vier der Angreifer. Der Geheimdienst FSB habe Präsident Wladimir Putin über die Festnahmen informiert, teilte der Kreml am Samstag mit. Bei dem Angriff wurden mindestens 115 Menschen getötet. Nach Angaben des Geheimdienstes hatten die Täter "Kontakte" in die Ukraine. Die Ukraine bestritt jede Beteiligung, während die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) den Angriff für sich reklamierte.

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Maskierte Angreifer waren am Freitagabend in die voll besetzte Crocus City Hall im nordwestlich gelegenen Moskauer Vorort Krasnogorsk eingedrungen und hatten dort das Feuer eröffnet. Dort sollte die russische Rockgruppe Piknik ein Konzert geben. Der Angriff war einer der folgenschwersten in Russland der vergangenen Jahrzehnte.

Der Chef des russischen Inlandsgeheimdiensts FSB, Alexander Bortnikow, habe Putin über die "Festnahme von elf Personen, darunter alle vier Terroristen, die direkt an der Ausführung des Angriffs beteiligt waren", informiert, zitierten russische Nachrichtenagenturen aus einer Erklärung des Kreml.

Laut der Nachrichtenagentur Tass geht der FSB davon aus, dass die Angreifer "Kontakte" in die Ukraine hatten. "Nachdem sie den terroristischen Angriff verübt hatten, wollten die Kriminellen die russisch-ukrainische Grenze überqueren", zitierte Tass aus einer FSB-Mitteilung. Nach Angaben des russischen Ermittlungskomitees wurden die vier mutmaßlichen Angreifer in der Region Brjansk festgenommen, die an die Ukraine und an Belarus grenzt.

Die russischen Behörden nannten zunächst keine Belege für ihre Vermutungen zu den Ukraine-Kontakten der Angreifer. Die Selbstbezichtigung des IS wurde von den Behörden nicht kommentiert. Putin selbst trat nach dem Angriff bis zum Samstagmittag nicht öffentlich in Erscheinung.

Einem Reporter der staatlichen Nachrichtenagentur RIA Nowosti zufolge stürmten Menschen in Tarnkleidung in den Konzertsaal, ehe sie das Feuer eröffneten und eine Granate oder eine Brandbombe warfen. In Onlinenetzwerken waren Filmaufnahmen von den Angreifern zu sehen, wie sie offenbar systematisch durch die Räume gehen und auf die Menschen schießen.

AFP-Reporter sahen am Freitagabend die Konzerthalle in Flammen stehen und riesige schwarze Rauchwolken in den Himmel aufsteigen. Rund 13.000 Quadratmeter des Gebäudes wurden von den Flammen erfasst, bevor der Brand unter Kontrolle gebracht werden konnte.

Nachdem zunächst die Zahl von 60 Todesopfern genannt worden war, teilte das russische Ermittlungskomitee am Samstagvormittag mit, die Zahl der Toten habe sich auf mindestens 115 erhöht. Die Zahl der Verletzten war zu einem früheren Zeitpunkt mit etwa hundert angegeben worden. Die Bergungsarbeiten könnten noch Tag andauern, unter den Trümmern wurde weiter nach Opfern gesucht, wie der Gouverneur der Region Moskau, Andrej Worobjow, im Onlinedienst Telegram mitteilte.

Nach Angaben des Komitees starben die Menschen sowohl durch Schüsse als auch durch das Einatmen von Rauch. Die Angreifer setzten demnach "automatische Waffen" sowie eine brennbare Flüssigkeit ein. "Die Terroristen nutzten eine brennbare Flüssigkeit, um in den Räumen der Konzerthalle ein Feuer zu legen, in denen sich Zuschauer befanden und auch Verletzte", hieß es in einer Mitteilung des Komitees.

Die IS-Miliz, die gegen Russland in Syrien kämpft und auch in der russischen Kaukasusregion aktiv ist, schrieb im Onlinedienst Telegram, Kämpfer hätten "eine große Zusammenkunft (...) am Rande der russischen Hauptstadt Moskau" angegriffen. Die Angreifer hätten sich "sicher in ihre Stützpunkte zurückgezogen".

Vor der IS-Erklärung hatte der ehemalige russische Präsident Dmitri Medwedew bei Telegram gedroht, Moskau werde die ukrainische Führung töten, falls sich herausstellen sollte, dass sie in den Angriff verwickelt sei. Russland hatte vor zwei Jahren seine Militäroffensive gegen die Ukraine gestartet.

Die Ukraine habe "absolut nichts" mit dem Angriff zu tun, erklärte der Berater des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, Mychailo Podoljak. "Die Ukraine hat niemals terroristische Kriegsmethoden angewandt", schrieb er bei Telegram.

In Washington hieß es, die USA hätten die russischen Behörden in diesem Monat vor einem sich möglicherweise gegen "große Versammlungen" richtenden Anschlag gewarnt. Im März habe die US-Regierung Informationen über einen "geplanten Terroranschlag in Moskau" gehabt, sagte eine Sprecherin des Nationalen Sicherheitsrates der USA.

Aus zahlreichen westlichen Ländern gab es Solidaritätsbekundungen für die Opfer. Die EU verurteile "alle Angriffe auf Zivilisten", hieß es in Brüssel. Das Weiße Haus erklärte, es stehe "an der Seite der Opfer". Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) verurteilte "den schrecklichen Terrorangriff auf unschuldige Konzertbesucher in Moskau".

D.Smith--NZN