SDAX
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Angesichts der humanitären Krise im Gazastreifen hat UN-Generalsekretär António Guterres eine sofortige Waffenruhe zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas sowie mehr Hilfe für die notleidende Bevölkerung gefordert. Es sei "mehr als an der Zeit für einen sofortigen humanitären Waffenstillstand", sagte Guterres am Samstag bei seinem Besuch am Grenzübergang Rafah. Israels Außenminister Israel Katz warf Guterres Einseitigkeit und der von ihm geführten UNO eine israelfeindliche Haltung vor.
"Palästinenser im Gazastreifen - Kinder, Frauen, Männer - stecken in einem endlosen Alptraum fest", sagte Guterres auf der ägyptischen Seite des Grenzübergangs Rafah, über den nur schleppend Hilfe in den Gazastreifen gelangt. Er beklagte die "zerstörten Häuser, die verschwundenen Familien und ganzen Generationen sowie den Hunger und die Hungersnot", die der Bevölkerung im Gazastreifen drohe.
Nichts rechtfertige "die schrecklichen Angriffe der Hamas gegen Israel" am 7. Oktober, welche den Krieg ausgelöst hatten, sagte Guterres. Zugleich fügte er hinzu: "Und nichts rechtfertigt die kollektive Bestrafung des palästinensischen Volkes."
Guterres appellierte an Israel, "vollständigen, ungehinderten Zugang für humanitäre Güter im gesamten Gazastreifen" zu gewähren. Mit Blick auf die von der Hamas aus Israel verschleppten und seit fünf Monaten festgehaltenen 130 Geiseln sagte Guterres, es sei "im Geiste des Mitgefühls im Ramadan auch an der Zeit" diese freizulassen.
In der Grenzstadt Rafah leben auf Seiten des Gazastreifens mittlerweile rund 1,5 Millionen Palästinenser auf engstem Raum, die dort Schutz vor den Kämpfen zwischen Israel und der Hamas in anderen Teilen des Palästinensergebiets suchen. Nach seinem Besuch in Rafah sollte Guterres nach Jordanien weiterreisen, um sich dort mit Mitarbeitern des umstrittenen UN-Hilfswerks für palästinensische Flüchtlinge UNRWA zu treffen.
Nach Guterres' Besuch in Ägypten warf ihm der israelische Außenminister Israel Katz Einseitigkeit vor. Guterres habe "heute auf der ägyptischen Seite des Rafah-Übergangs" gestanden und "Israel für die humanitäre Situation im Gazastreifen verantwortlich" gemacht, erklärte Katz im Onlinedienst X. Allerdings habe der UN-Generalsekretär weder die "Plünderung" der humanitären Hilfsgüter durch die Hamas verurteilt noch die sofortige und bedingungslose Freilassung aller israelischen Geiseln gefordert.
Unter Guterres' Führung sei die UNO "zu einem antisemitischen und anti-israelischen Gremium geworden, das dem Terror Unterschlupf gewährt und ihn ermutigt", schrieb Katz mit Blick auf die mutmaßliche Verstrickung von UNRWA-Mitarbeitern mit der Hamas und in ihre Massaker an israelischen Zivilisten am 7. Oktober.
Bei dem Großangriff der von den USA und der EU als Terrororganisation eingestuften Hamas auf Israel am 7. Oktober wurden nach israelischen Angaben etwa 1160 Menschen getötet und rund 250 weitere als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Von ihnen werden noch immer 130 festgehalten.
Als Reaktion auf den beispiellosen Hamas-Überfall geht Israel seither massiv militärisch im Gazastreifen vor. Dabei wurden nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, mehr als 32.100 Menschen getötet. Die Vermittler USA, Ägypten und Katar bemühen sich seit Wochen um eine Einigung zwischen Israel und der Hamas über eine Feuerpause im Gazastreifen und die Freilassung der Geiseln.
Nach mehr als fünf Monaten Krieg zwischen Israel und der Hamas ist die humanitäre Lage in dem Palästinensergebiet katastrophal. Laut dem UN-Welternährungsprogramm (WFP) befinden sich die dort lebenden 2,4 Millionen Palästinenser am Rande einer Hungersnot.
Ein hochrangiger israelischer Kommandeur erklärte derweil, dass die Armee ihren Einsatz rund um das Al-Schifa-Krankenhaus in der Stadt Gaza fortsetzen werde, bis der letzte Hamas-Kämpfer ausgeschaltet sei. "Wir werden diese Operation erst beenden, wenn wir den letzten Terroristen in unseren Händen haben - lebend oder tot", erklärte der Kommandeur des Südkommandos, Jaron Finkelman.
T.Gerber--NZN