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40 Tage nach dem Tod des Kreml-Kritikers Alexej Nawalny in einem russischen Straflager am Polarkreis haben Familienangehörige und Anhänger ihm am Dienstag erneut die letzte Ehre erwiesen. Auf dem Moskauer Borisowski-Friedhof legten unter anderem Nawalnys Eltern Ljudmila und Anatoli Blumen und Kränze am Grab ihres Sohnes nieder. Nach dem Glauben der orthodoxen Christen verlässt die Seele eines Verstorbenen am 40. Tag nach dessen Tod die Erde.
Nawalnys Witwe Julia Nawalnaja veröffentlichte in Onlinemedien ein zehnminütiges Lied, das von bekannten russischen Musikern und Künstlern zum Gedenken an den Kreml-Kritiker geschrieben worden war. "Heute sind 40 Tage seit dem Mord an Alexej vergangen", schrieb Nawalnaja, die aus den Exil heraus das Vermächtnis des Oppositionspolitikers angetreten hat.
Der in einem russischen Straflager in der Arktis inhaftierte Nawalny war nach Angaben der russischen Behörden am 16. Februar gestorben. Der 47-Jährige saß dort eine 19-jährige Haftstrafe ab. Seine Witwe wirft dem russischen Präsidenten Wladimir Putin vor, ihren Mann umgebracht zu haben. Bereits im Jahr 2021 hatte es einen Giftanschlag auf den Oppositionspolitiker gegeben.
Mit Nawalnys Tod ist der russischen Opposition eines ihrer prominentesten Gesichter genommen worden. Besonders seit Beginn der Offensive in der Ukraine im Jahr 2022 hat der Kreml sein Vorgehen gegen Kritiker verschärft.
"Es ist schrecklich, mitzuerleben, wie ein solcher Mann für seine Überzeugungen getötet wird - er ist ein Held", sagte die 65-jährige Rentnerin Irina Lukaschowa der Nachrichtenagentur AFP und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. "Aber ich glaube, am Ende wird das Gute siegen."
Nawalny sei jemand gewesen, zu dem die Russen aufschauen konnten, sagte die 50-jährige Tatjana, die ihre Arbeit als Lehrerin wegen ihres Widerstands gegen die Offensive in der Ukraine verlor. "Sein Verhalten im Gefängnis wurde von uns allen bewundert."
Als Nawalny gestorben sei, sei auch einige Hoffnung gestorben, fuhr sie fort. Zugleich werde der Oppositionelle zu einem "unantastbaren moralischen Bezugspunkt".
Der 28-jährige Artem sagte, er sei wegen des Todes "am Boden zerstört". "Aber es gibt die Hoffnung, dass Julia die Arbeit Alexejs fortsetzen wird, und für andere russische Persönlichkeiten, die weiterhin für das schöne Russland der Zukunft kämpfen, das Alexej aufbauen wollte", fügte er hinzu.
R.Schmid--NZN