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Das israelische Militär hat den Tod eines ranghohen Anführers des bewaffneten Flügels der radikalislamischen Hamas bestätigt. Marwan Issa, die "Nummer zwei" der Essedin-al-Kassam-Brigaden, sei bei einem Angriff der israelischen Luftwaffe im Gazastreifen vor zwei Wochen getötet worden, erklärte Armeesprecher Daniel Hagari in der Nacht zum Mittwoch. Das israelische Militär kündigte eine Fortsetzung seiner Einsätze um mehrere Krankenhäuser in dem Palästinensergebiet an.
Laut Hagari war Issa "einer der Organisatoren des Massakers vom 7. Oktober", bei dem nach israelischen Angaben mindestens 1160 Menschen, darunter vorrangig Zivilisten, von Hamas-Angreifern getötet wurden. Issa war nach seinen Angaben der ranghöchste Hamas-Funktionär, der seit Beginn des Krieges getötet wurde.
Ein Vertreter der Hamas erklärte, er habe "kein Vertrauen" in die israelischen Angaben zum Tod von Issa - ohne jedoch Beweise vorzulegen, dass dieser noch am Leben sei. Die USA hatten bereits in der vergangenen Woche bekannt gegeben, das Issa bei einem israelischen Militäreinsatz getötet worden sei.
Das israelische Militär erklärte zudem, den vor mehr als einer Woche begonnenen Einsatz im Komplex des Al-Schifa-Krankenhauses in der Stadt Gaza im Norden des Palästinensergebiets fortsetzen zu wollen. Dabei seien bislang "Dutzende von Terroristen" getötet sowie "Hunderte" festgenommen worden, hieß es. Zudem seien Waffen gefunden worden. Angesichts der Angriffe haben hunderte Bewohner das Viertel um das Krankenhaus verlassen.
Auch um die beiden Krankenhäuser in der Stadt Chan Junis dauern die Einsätze laut israelischer Armee an. Nach Angaben des palästinensischen Roten Kreuzes musste das Al-Amal-Krankenhaus seinen Betrieb komplett einstellen, die sich dort aufhaltenden Zivilisten wurden evakuiert. Dagegen hielten sich im nicht weit entfernten und von der israelischen Armee belagerten Nasser-Krankenhaus noch tausende Menschen auf, hieß es weiter.
Israel geht als Reaktion auf den Großangriff der Hamas vor mehr als fünf Monaten massiv militärisch im Gazastreifen vor. Nach jüngsten Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde wurden seitdem 32.490 Menschen in dem Palästinensergebiet getötet. Bei Angriffen in der Nacht zum Mittwoch starben demnach 66 Menschen.
Seit Beginn des Krieges hat die israelische Armee wiederholt Einsätze auch in oder um Krankenhäuser im Gazastreifen ausgeführt und diese damit begründet, dass sich dort Hamas-Kämpfer verschanzt hielten. Die Palästinenserorganisation bestreitet dies.
Bei dem Angriff der Hamas Anfang Oktober waren israelischen Angaben zufolge auch knapp 250 als Geiseln in der Gazastreifen verschleppt worden, von denen sich 130 nach wie vor in der Gewalt der Hamas befinden sollen. 34 von ihnen sind sollen tot sein.
Nach den Berichten einer ehemaligen Hamas-Geisel über sexuelle Misshandlung während ihrer 55-tägigen Gefangenschaft appellierte die israelische Armee an die internationale Gemeinschaft, den Druck auf die Hamas zu erhöhen. Die furchtbaren Schilderungen seien "ein Weckruf", sagte Armeesprecher Hagari. Die Welt müsse alles tun, "um unsere Geiseln zu befreien".
In einem Interview mit der Zeitung "New York Times" hatte die 40-jährige israelische Anwältin Amit Soussana als erste freigelassene Geisel öffentlich über sexuelle Gewalt und Erniedrigungen berichtet, die sie während ihrer Gefangenschaft durch die Hamas erlitten hatte.
Bei Demonstrationen in Tel Aviv forderten Angehörige der Geiseln die israelische Regierung am Dienstagabend auf, ein Abkommen mit der Hamas zu schließen. "Machen Sie sich an die Arbeit und bringen Sie sie jetzt nach Hause", forderte Ajala Metzger, die Schwiegertochter einer der Geiseln.
Die Verhandlungen über eine Waffenruhe im Gazastreifen in Verbindung mit der Freilassung von Geiseln im Austausch von palästinensischen Gefangenen dauern nach Angaben des Vermittlers Katar an. Gemeinsam mit den USA und Ägypten bemüht sich der Golfstaat seit Wochen um eine Einigung zwischen Israel und der Hamas - bislang allerdings ohne einen entscheidenden Durchbruch.
O.Pereira--NZN