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Frankreich hat mehr als 170 seiner Staatsbürger sowie etwa 70 weitere Ausländer aus dem von Bandengewalt erschütterten Haiti ausgeflogen. Die Menschen seien von Hubschraubern an Bord eines Marineschiffs gebracht worden, teilte das französische Außenministerium am Mittwoch in Paris mit. Von dort aus sollten sie nach Fort-de-France auf der französischen Karibikinsel Martinique gebracht werden.
Das französische Außenministerium hatte die Evakuierung der eigenen Staatsbürger aus Haiti am Sonntag angekündigt. In Haiti leben etwa 1100 Franzosen, unter ihnen viele mit doppelter Staatsbürgerschaft. Die französische Botschaft in Port-au-Prince bleibe weiter aktiv, um den Schutz der Staatsbürger zu sichern, hieß es.
Aufgrund der Gewalt im Land hatte die EU bereits ihr gesamtes diplomatisches Personal aus Port-au-Prince abgezogen, auch der deutsche Botschafter verließ das Land. Kanada plant ebenfalls Evakuierungsflüge per Hubschrauber. Derzeit gibt es keine kommerziellen Flüge nach Haiti.
Haiti leidet unter einer massiven Welle von Bandengewalt, die humanitäre Lage in dem Karibikstaat verschlechterte sich in den vergangenen Wochen zusehends. Kriminelle Banden kontrollieren inzwischen weite Teile des Landes und der Hauptstadt. Ihnen werden Morde, Vergewaltigungen und Lösegelderpressungen vorgeworfen. Regierungschef Ariel Henry war am 11. März zurückgetreten. Seitdem wird über eine Übergangsregierung verhandelt.
Die Ermordung von Präsident Jovenel Moïse im Juli 2021 hatte den ohnehin von Kriminalität, politischer Instabilität und großer Armut geprägten Karibikstaat in eine noch tiefere Krise gestürzt. In Haiti hat es seit 2016 keine Wahlen mehr gegeben.
T.Gerber--NZN