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Nach zweiwöchigem Einsatz im Al-Schifa-Krankenhaus und dessen Umfeld im Gazastreifen hat die israelische Armee nach eigenen Angaben ihre Truppen von dort abgezogen. Die Armeeeinheiten hätten "ihre präzise operative Tätigkeit im Bereich des Schifa-Krankenhauses beendet", erklärte die Armee am Montag. Derweil demonstrierten am Wochenende in Israel tausende Menschen für eine Rückkehr der Geiseln aus der Gewalt der islamistischen Hamas und gegen den israelischen Regierungschef Benjamin Netanjahu.
Die Soldaten hätten "das Gebiet des Krankenhauses verlassen", erklärte die israelische Armee weiter zum Ende des Einsatzes am und im Al-Schifa-Klinikkomplex. Es seien mehr als 200 "Terroristen" in dem Krankenhaus getötet und große Vorräte an Waffen, Sprengstoffen und Bargeld entdeckt worden. Zuvor hatte ein Journalist der Nachrichtenagentur AFP, der sich in der Nähe der Klinik aufhielt, beobachtet, wie Panzer und Fahrzeuge das Gelände verließen.
Auch das von der radikalislamischen Hamas kontrollierte Gesundheitsministerium im Gazastreifen erklärte, Israel habe Panzer und Fahrzeuge abgezogen. Es seien Dutzende Leichen im und am Al-Schifa-Krankenhaus gefunden worden. Es gebe sehr große Sachschäden in dem Klinikkomplex und den umgebenden Gebäuden. Auch der AFP-Journalist berichtete von Schäden an zahlreichen Gebäuden.
Die israelische Armee hatte am 18. März einen Großeinsatz im Al-Schifa-Krankenhaus im Norden des Gazastreifens gestartet, der größten Klinik des Küstengebiets. Der Einsatz richtete sich nach israelischen Angaben gegen ranghohe Hamas-Mitglieder in dem Komplex in der Stadt Gaza. Israel beschuldigt die Hamas, Zivilisten als menschliche Schutzschilde und zivile Einrichtungen wie Krankenhäuser und Schulen für ihre Infrastruktur zu nutzen, unter anderem als Kommandozentralen und Waffenlager. Die Hamas streitet das ab.
Die israelischen Streitkräfte hatten bereits im November einen Einsatz in der Al-Schifa-Klinik ausgeführt und damit internationale Kritik hervorgerufen. Im Gazastreifen sind laut der Weltgesundheitsorganisation WHO nur noch zehn Krankenhäuser funktionsfähig. Vor dem Krieg gab es in dem Gebiet 36 Krankenhäuser.
Nach Angaben von WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus wurden bei einem israelischen Luftangriff auf ein Zeltlager auf dem Gelände des Al-Aksa-Krankenhauses im Zentrum des Gazastreifens am Sonntag vier Menschen getötet und 17 weitere verletzt. Die israelische Armee erklärte hingegen auf X, der Angriff habe einem "Kommandozentrum des Islamischen Dschihad" auf dem Gelände der Klinik gegolten, das Krankenhausgebäude sei nicht beschädigt und der Betrieb nicht beeinträchtigt worden.
Auch kam es am frühen Montagmorgen zu erneuten Luftangriffen und Kämpfen in anderen Gegenden des Gazastreifens. Nach Angaben des Hamas-Gesundheitsministeriums wurden in der Nacht mindestens 60 Menschen getötet. Die israelische Armee teilte ihrerseits am Montag mit, dass seit Beginn des Krieges 600 Soldaten getötet worden seien - 256 davon bei der Bodenoffensive im Gazastreifen seit Ende Oktober.
Unterdessen demonstrierten in Israel am Wochenende abermals tausende Menschen. Sie blockierten am Sonntag aus Protest gegen Netanjahu und für verstärkte Bemühungen zur Geiselfreilassung aus dem Gazastreifen eine Hauptverkehrsstraße in Jerusalem. Viele Demonstranten trugen Schilder, auf denen Netanjahu mit einem blutverschmierten Gesicht zu sehen war, und warfen dem Regierungschef vor, das Land nicht vor der Hamas geschützt zu haben.
Bei deren beispiellosem Angriff auf Israel am 7. Oktober wurden israelischen Angaben zufolge mindestens 1160 Menschen brutal getötet und rund 250 weitere als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. 130 von ihnen sind den Angaben zufolge nach wie vor in der Gewalt der von den USA und der EU als Terrororganisation eingestuften Hamas. 33 von ihnen sollen inzwischen tot sein.
Als Reaktion auf den Hamas-Angriff geht Israel seither massiv militärisch im Gazastreifen vor. Nach Angaben der Hamas, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, wurden in dem Palästinensergebiet seitdem mehr als 32.700 Menschen getötet.
Die UNO und Hilfsorganisation warnen, dass viele der Menschen im Gazastreifen am Rande einer Hungersnot stehen. Am Montag befand sich ein zweites Schiff mit Hilfslieferungen nach Angaben der Webseite vesselfinder.com vor der Küste des Gazastreifens.
International war zuletzt vor allem die Kritik an Israels Plänen einer Bodenoffensive in Rafah gewachsen. Dorthin sind zahlreiche Zivilisten aus dem Norden des Gazastreifens geflüchtet. Netanjahu begründet die Pläne mit der endgültigen Vernichtung der Hamas. Israel vermutet in Rafah die letzte Hamas-Hochburg im Süden des Gazastreifens.
Am Montag wollen die USA und Israel nach Angaben aus israelischen Regierungskreisen virtuell über die geplante Bodenoffensive beraten. Möglicherweise gebe es darüber hinaus "später in dieser Woche ein persönliches Treffen", hieß es.
O.Meier--NZN