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Bei einem israelischen Angriff auf einen Hilfskonvoi im Gazastreifen sind sieben Mitglieder der US-Hilfsorganisation World Central Kitchen (WCK) getötet worden. Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu räumte am Dienstag einen "unbeabsichtigten" Angriff seines Militärs ein. Die Hilfsorganisation kündigte nach dem tödlichen Beschuss an, sämtliche Aktivitäten in der Region einzustellen. Mehrere Länder, darunter Deutschland, zeigten sich schockiert und forderten rasche Aufklärung.
Laut World Central Kitchen ereignete sich der Angriff am Montag, als der Konvoi aus zwei gepanzerten Fahrzeugen mit dem Logo der Hilfsorganisation sowie einem ungepanzerten Fahrzeug gerade ein Warenlager in Deir al-Balah im Zentrum des Gazastreifens verließ. Dort habe das Team mehr als 100 Tonnen an Hilfsgütern entladen, die über den Seeweg in das Palästinensergebiet gelangt waren.
Angaben der Organisation zufolge kamen die Getöteten aus Australien, Polen und Großbritannien. Zu den Opfern zählte zudem eine Person mit doppelter US-kanadischer Staatsbürgerschaft sowie ein Palästinenser.
Die Regierungen mehrerer Länder forderten eine Aufklärung des Geschehens. Großbritannien bestellte angesichts des Tods von drei britischen Staatsbürgern den israelischen Botschafter ein. Außenminister David Cameron verlangte zudem, Israel müsse den Vorfall sofort untersuchen und eine "vollständige, transparente Erklärung" liefern.
Der stellvertretende polnische Außenminister Andrzej Szejna forderte Israel auf, die Familien der sieben getöteten Helfer - darunter ein polnischer Staatsbürger - zu entschädigen. Die Behörden sollten darüber nachdenken, wer strafrechtlich zur Verantwortung gezogen werden könne und wie die Familien der Opfer entschädigt werden könnten, "auch wenn das mit Geld nicht möglich ist", sagte er dem privaten Radiosender Zet.
Auch Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) forderte Israel zu rascher Aufklärung und Schutz für humanitäre Helfer auf. "Die israelische Regierung muss diesen schrecklichen Vorfall schnell und gründlich aufklären", erklärte sie auf Englisch im Onlinedienst X. Ihr "tiefes Mitgefühl" gelte den Familien der sieben getöteten Mitarbeiter von World Central Kitchen.
Israels Regierungschef Netanjahu sprach von einem "tragischen Zwischenfall", bei dem das israelische Militär "unbeabsichtigt unschuldige Menschen im Gazastreifen" getroffen habe. Seine Regierung stehe mit den Regierungen der betroffenen Menschen in Kontakt und werde "alles tun, damit so etwas nicht noch einmal passiert". Die israelische Armee kündigte eine Untersuchung an.
Israels Präsident Isaac Herzog drückte seinem Büro zufolge in einem Telefonat mit dem Gründer von World Central Kitchen, José Andrés, "seine tiefe Trauer und aufrichtige Entschuldigung" aus und sprach den Angehörigen sein Beileid aus.
Die Vereinten Nationen prangerten angesichts des tödlichen Vorfalls eine "Missachtung" des Schutzes für die Helfer im Gazastreifen an. "Die Vielzahl solcher Ereignisse ist das unvermeidliche Ergebnis der Art und Weise, wie dieser Krieg derzeit geführt wird", erklärte ein Sprecher von UN-Generalsekretär António Guterres.
Die von dem prominenten Fernsehkoch Andrés gegründete US-Hilfsorganisation World Central Kitchen engagierte sich seit Beginn des Kriegs zwischen Israel und der Hamas vor fast sechs Monaten für die Hunger leidende Bevölkerung im Gazastreifen. Auch an der Lieferung von Lebensmitteln per Schiff aus Zypern in den Gazastreifen und am Bau einer Anlegestelle waren die Helfer federführend beteiligt.
Das Weiße Haus erklärte, US-Präsident Joe Biden habe WCK-Gründer Andrés angerufen und diesem sein Beileid ausgesprochen. Weiter habe er Andrés versichert, dass die USA Israel deutlich machen würden, "das humanitäre Helfer geschützt werden müssen". Der aus Spanien in die USA eingewanderte Andrés hatte sein Handwerk beim katalanischen Spitzenkoch Ferran Adrià gelernt und war in den USA zum Medienstar geworden. 2010 gründete er die Hilfsorganisation World Central Kitchen.
Der Krieg im Gazastreifen war am 7. Oktober durch den Angriff der radikalislamischen Hamas auf Israel ausgelöst worden. 1160 Menschen wurden dabei israelischen Angaben zufolge teilweise brutal getötet. Als Reaktion geht Israel seither massiv militärisch im Gazastreifen vor. Dabei wurden nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, bislang mehr als 32.000 Menschen getötet.
H.Roth--NZN