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In der Millionenstadt Charkiw im Nordosten der Ukraine sind bei russischen Angriffen mit Raketen und Drohnen sieben Menschen getötet worden. Mindestens zwölf weitere Menschen wurden verletzt, wie die Behörden am Samstag mitteilten. Demnach hatte die russische Armee den Wohnbezirk Schewtschenkiwskyi in der Nacht mit Raketen und Drohnen angegriffen. Später folgte eine weitere Attacke.
Nach Angaben der Staatsanwaltschaft wurden bei dem ersten Raketenangriff sechs Menschen getötet. Elf weitere Menschen hätten Verletzungen erlitten.
Gegen 00:20 Uhr hätten die russischen Streitkräfte Raketen auf den nördlich gelegenen Bezirk Schewtschenkiwskyi abgefeuert und dabei unter anderem Verwaltungsgebäude, eine Kinderkrippe, Geschäfte und Cafés beschädigt, erklärte die Staatsanwaltschaft weiter. Das russische Verteidigungsministerium gab seinerseits an, "Unternehmen des ukrainischen militärisch-industriellen Komplexes" ins Visier genommen und getroffen zu haben.
"Der russische Terror gegen Charkiw hört nicht auf", erklärte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj im Onlinenetzwerk Telegram. Er rief die Verbündeten Kiews erneut dazu auf, mehr Luftabwehrsysteme für das Land bereitzustellen.
Die Polizei von Charkiw erklärte, Russland habe "die Praxis des wiederholten Beschusses" angewendet. Zunächst sei die Stadt mit zwei S-300-Raketen angegriffen worden, erklärte sie in den Onlinenetzwerken. Als die Rettungskräfte an den Einschlagsorten im Einsatz gewesen seien, habe Russland Drohnen geschickt. Der Polizei zufolge wurden die Drohnen von der Luftabwehr abgeschossen.
Charkiws Bürgermeister Igor Terechow hatte zunächst angegeben, dass die sechs Opfer bei einem Angriff mit Schahed-Drohnen iranischer Bauart getötet worden seien. Nach seinen Angaben wurden "neun Wohnhäuser" sowie "zwei Kindergärten, zwei Schulen" und mehrere Dutzend Geschäfte beschädigt.
Später am Samstag wurde der Bezirk Schewtschenkiwskyi nach Behördenangaben erneut von der russischen Armee beschossen. Nach vorläufigen Erkenntnissen sei dabei ein Mensch getötet worden, erklärte der Regionalgouverneur Oleg Sinegubow. Zudem gebe es einen Verletzten.
Die Ukraine wird fast jede Nacht aus Russland angegriffen, die grenznahe Stadt Charkiw ist dabei besonders oft im Visier russischer Truppen. Ukrainische Behörden fordern die westlichen Verbündeten regelmäßig auf, mehr Luftabwehrsysteme zu liefern, darunter moderne Patriot-Systeme aus den USA. Die US-Militärhilfe für Kiew ist derzeit ins Stocken geraten. Seit mehreren Monaten wird im Kongress ein milliardenschweres Hilfspaket blockiert.
Aus der südlichen Region Cherson meldeten die Behörden am Samstag, die Leichen eines Paares gefunden zu haben, das am Vortag bei einem russischen Raketenangriff getötet worden war.
In der Nachbarregion Saporischschja hatte es am Freitag vier Todesopfer bei einem Raketenangriff auf die gleichnamige Stadt gegeben. Den ukrainischen Behörden zufolge attackierte Russland auch Saporischschja mit einem doppelten Angriff. Dabei wird ein Ort ein zweites Mal bombardiert, wenn die Rettungsdienste und die Presse vor Ort eingetroffen sind.
Am Vortag wurden auch in Charkiw drei Rettungskräfte zu Todesopfern eines solchen Beschusses. Selenskyj sprach von einem "verabscheuungswürdigen und zynischen Angriff".
U.Ammann--NZN