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In Ruanda haben die Trauerfeierlichkeiten zum Beginn des Völkermords vor 30 Jahren begonnen. Präsident Paul Kagame entzündete am Sonntag in der Hauptstadt Kigali eine Flamme an der zentralen Gedenkstätte, wo mehr als 250.000 Opfer begraben sein sollen. Im Beisein ausländischer Amts- und Würdenträger, unter ihnen mehrere afrikanische Staats- und Regierungschefs, EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und der ehemalige US-Präsident Bill Clinton, legte Kagame Kränze an den Massengräbern nieder.
Am 7. April 1994 begann in dem ostafrikanischen Land das Massenmorden durch von der damaligen Regierung angestachelte Milizen der Hutu-Volksgruppe. Binnen 100 Tagen wurden mindestens 800.000 Menschen getötet, darunter viele Mitglieder der Tutsi-Volksgruppe sowie moderate Hutu.
Das Morden endete erst, als die Rebellenmiliz RPF unter Führung Kagames Kigali einnahm. Seitdem hat Kagame das Land mit harter Hand zu politischer und wirtschaftlicher Stabilität geführt, doch die Wunden der Gewalt bleiben bestehen. Nach wie vor werden jedes Jahr neue Massengräber entdeckt.
Das damalige Versäumnis der internationalen Gemeinschaft, einzugreifen, ist nach wie vor ein heikles Thema. Ex-Präsident Clinton nannte es einst den größten Fehler seiner Regierung. Für Sonntag wird eine Botschaft von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron erwartet, in der er erklärt, dass Frankreich und seine westlichen Verbündeten den Völkermord hätten "stoppen können", ihnen aber der Wille dazu fehlte.
Für den weiteren Verlauf des Gedenkens ist am Sonntag eine Rede Kagames in einer 10.000 Sitze fassenden Arena in der Hauptstadt geplant. Dort soll später auch eine Mahnwache für die Opfer stattfinden. Die Veranstaltungen sind der Beginn einer Trauerwoche, während derer Ruanda innehalten wird und die Flaggen auf Halbmast wehen. Musik an öffentlichen Orten oder im Radio ist verboten, Sportveranstaltungen und Filme dürfen nicht im Fernsehen laufen - es sei denn, sie stehen in Verbindung mit "Kwibuka 30", dem offiziellen Namen des Gedenkens.
Die Vereinten Nationen und die Afrikanische Union planen ebenfalls Gedenkveranstaltungen.
In Ruanda gibt es inzwischen mehr als 200 Gedenkstätten für den Völkermord von 1994. Vier von ihnen wurden im vergangenen Jahr in das Unesco-Weltkulturerbe aufgenommen. Schüler der Sekundarstufe lernen im Rahmen eines streng kontrollierten Lehrplans über den Völkermord.
Ruandische Ausweise führen inzwischen nicht mehr auf, ob jemand Hutu oder Tutsi ist - eine Praxis, die ursprünglich unter belgischer Kolonialherrschaft eingeführt worden war. Zuvor hatten bereits die deutschen Kolonialherren die eher sozialen denn ethnischen Unterschiede zwischen Hutu und Tutsi zu Verwaltungszwecken in einem rassistischen Kastensystem zementiert.
E.Leuenberger--NZN