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Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat am Sonntag mehr als hundert Widerstandskämpfer geehrt, die vor 80 Jahren von NS-Soldaten hingerichtet worden waren. An dem Gedenkort Glières, einem Hochplateau in den Alpen, würdigte Macron 105 Widerstandskämpfer als "Helden", die "9000 Hektar freies Frankreich auf den Gipfeln" verteidigt hätten. Später wurde Macron im ostfranzösischen Izieu erwartet, von wo aus 1944 jüdische Waisenkinder und ihre Erzieher nach Auschwitz deportiert wurden.
Aufgrund seiner strategischen Lage in mehr als tausend Metern Höhe war das Plateau in Hochsavoyen während des Zweiten Weltkriegs ein wichtiger Rückzugsort für die Résistance. Ende März 1944 besetzten deutsche Truppen und die französische Miliz das Hochplateau. Zwei Drittel der Maquisards genannten Widerstandskämpfer wurden gefangen genommen, 124 von ihnen wurden getötet oder erschossen.
Macron erinnerte bei der feierlichen Gedenkzeremonie daran, "dass es nicht auf der einen Seite die Franzosen und auf der anderen Seite die Nazis gab (...) Franzosen sperrten Franzosen ein, Franzosen ermordeten Franzosen", sagte der Staatschef, bevor Kinder die Gräber der Maquisards mit Blumen schmückten.
Das Kinderheim in der Nähe von Lyon war 1943 während der deutschen Besatzungszeit zum Schutz elternloser jüdischer Kinder vor der Verfolgung durch die Nationalsozialisten gegründet worden. Auf Befehl des deutschen Kriegsverbrechers Klaus Barbie wurden die 44 jüdischen Kinder im Alter zwischen vier und zwölf Jahren sowie ihre sieben erwachsenen Betreuer am 6. April 1944 abgeholt und nach Auschwitz sowie ins estnische Reval deportiert. Nur eine Erzieherin kehrte aus dem deutschen Vernichtungslager zurück.
Barbie, damals Chef der Lyoner Gestapo, wurde im Juli 1987 vom Lyoner Schwurgericht wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt. Er starb 1991.
Im Juni sollen die Feierlichkeiten am sogenannten am D-Day ihren Höhepunkt erreichen. Anlässlich des 80. Jahrestags der Landung der Alliierten in der Normandie werden zahlreiche Staats- und Regierungschefs aus aller Welt erwartet, darunter US-Präsident Joe Biden. Im August gedenkt Frankreich dann der Befreiung von Paris von der Nazi-Besatzung.
R.Bernasconi--NZN