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Angesichts der verschärften iranischen Drohungen ist Israel in Alarmbereitschaft: US-Präsident Joe Biden sicherte dem verbündeten Land die "unerschütterliche" Unterstützung der USA zu. Der Iran drohe mit einem "bedeutenden Angriff auf Israel", sagte Biden vor Journalisten. Die Lufthansa strich aufgrund der Lage im Nahen Osten Flüge von und nach Teheran voraussichtlich bis Donnerstag. Russland rief den Iran und Israel am Donnerstag zur Zurückhaltung auf.
"Wie ich Ministerpräsident (Benjamin) Netanjahu bereits sagte, ist unser Engagement für die Sicherheit Israels gegen diese Bedrohungen durch den Iran und seine Stellvertreter unerschütterlich", betonte Biden am Mittwoch. "Ich wiederhole: unerschütterlich. Wir werden alles tun, was wir können, um Israels Sicherheit zu schützen", hob Biden hervor.
US-Regierungsvertreter hatten sich angesichts der wiederholten Drohungen aus Teheran nach dem Angriff auf ein iranisches Konsulargebäude im syrischen Damaskus besorgt gezeigt. Bei dem Israel zugeschriebenen Luftangriff vor rund einer Woche waren 16 Menschen getötet worden, darunter sieben Mitglieder der iranischen Revolutionsgarde, unter ihnen zwei Generäle. Auf die anschließenden Drohungen aus Teheran reagierte Israel mit einer Erhöhung der militärischen Einsatzbereitschaft.
Das geistliche Oberhaupt des Iran, Ayatollah Ali Chamenei, drohte Israel am Mittwoch erneut mit Vergeltung. In einer Rede sagte er, dass das "böse Regime" Israels "bestraft werden muss und bestraft werden wird". Zuvor hatten bereits Irans Präsident Ebrahim Raisi und ein hochrangiger Berater Chameneis entsprechende Drohungen ausgesprochen.
Der israelische Außenminister Israel Katz konterte umgehend in einer persischsprachigen Erklärung im Kurzbotschaftendienst X mit den Worten: "Wenn der Iran von seinem Territorium aus angreift, wird Israel antworten und den Iran angreifen." Nach einem Bericht der Nachrichtenwebsite Axios wird der Chef des US-Zentralkommandos, Michael Kurilla, Israel besuchen, um die Situation mit dem israelischen Verteidigungsminister Joav Gallant zu besprechen.
Die Lufhansa setzte angesichts der Lage in der Region ihre Flüge in die iranische Hauptstadt aus. "Aufgrund der gegenwärtigen Lage im Nahen Osten hat sich Lufthansa nach sorgfältiger Evaluierung dazu entschieden, die Flüge von und nach Teheran bis voraussichtlich Donnerstag, den 11. April 2024, auszusetzen", teilte das Unternehmen am Mittwochabend auf Anfrage mit.
"Wir beobachten permanent die Lage im Nahen Osten und stehen im engen Kontakt mit den Behörden", hieß es weiter. "Die Sicherheit unserer Gäste und Crewmitglieder hat für Lufthansa oberste Priorität."
Wegen der Spannungen appellierte der Kreml an den Iran und Israel, sich zu mäßigen. "Es ist für alle sehr wichtig, Zurückhaltung zu üben, um die Region nicht zu destabilisieren, die ohnehin nicht mit Stabilität und Vorhersehbarkeit gesegnet ist", sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow am Donnerstag vor Reportern. Kurz zuvor hatte Russland bereits seine Staatsbürger vor Reisen nach Israel, in den Libanon und in die Palästinensergebiete gewarnt.
Die islamische Republik Iran ist ein erklärter Unterstützer der radikalislamischen Hamas, die mit ihrem Großangriff auf Israel am 7. Oktober den Krieg im Gazastreifen ausgelöst hatte. Teheran hat erklärt, vor dem Angriff nicht von den Hamas-Plänen gewusst zu haben - hat die Attacke auf seinen Erzfeind Israel aber begrüßt. Bei dem Angriff waren israelischen Angaben zufolge etwa 1170 Menschen getötet und rund 250 weitere als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt worden.
Sowohl der Iran als auch die von der EU und den USA als Terrororganisation eingestufte Hamas haben die Vernichtung Israels als Ziel ausgegeben. Auch die schiitische Hisbollah-Miliz im Libanon wird vom Iran unterstützt und ist mit der Hamas verbündet.
Seit Beginn des Krieges zwischen Israel und der Hamas gibt es nahezu täglichen gegenseitigen Beschuss zwischen Israels Armee und der Hisbollah im Libanon, was die Furcht vor einem Flächenbrand im Nahen Osten schürt. Die USA bemühen sich darum, eine Ausweitung des Konflikts zu verhindern.
Unterdessen ging am Donnerstag der massive Militäreinsatz weiter, den Israel in Reaktion auf den Hamas-Angriff im Gazastreifen gestartet hatte. Die israelische Armee meldete nächtliche Einsätze im Zentrum des Palästinensergebiets, an denen auch die Marine und die Luftwaffe beteiligt gewesen seien. Seit Oktober wurden nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, bisher mehr als 33.400 Menschen im Gazastreifen getötet.
Seit dem Wochenende verhandeln Israel und die Hamas erneut unter Vermittlung der USA, Ägyptens und Katars in Kairo über eine Feuerpause sowie die Freilassung von Geiseln. Die Hamas hatte am Dienstag erklärt, sie prüfe einen dreistufigen Entwurf für eine Feuerpause, die später in einen dauerhaften Waffenstillstand zwischen Israel und Hamas münden soll. Die Islamisten hatten auch erklärt, Israel sei auf keine ihrer Forderungen eingegangen. Der Vorschlag sieht unter anderem die Freilassung israelischer Geiseln gegen die Freilassung hunderter palästinensischer Häftlinge vor.
Bei einem israelischen Luftangriff am Mittwoch waren im Gazastreifen drei Söhne und mehrere Enkelkinder des in Katar lebenden Hamas-Chefs Ismail Hanija getötet worden. Im Gespräch mit dem katarischen Sender Al-Dschasira deutete Hanija an, dass der Angriff auf seine Angehörigen ein Versuch Israels sei, die Verhandlungsposition der Hamas zu ändern. Israel irre sich, wenn es glaube, "dass dies die Hamas zwingen wird, ihre Positionen zu ändern", betonte er.
B.Brunner--NZN