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Die Androhung iranischer Vergeltungsangriffe auf Israel haben die Spannungen im Nahen Osten weiter verschärft. Ein hochrangiger US-General habe eine zu einem anderen Zeitpunkt geplante Reise nach Israel vorverlegt, hieß es am Donnerstag aus dem Pentagon. Die Vereinigten Staaten schränkten aus Sicherheitsgründen zudem die Bewegungsfreiheit ihres diplomatischen Personals in Israel ein. Die Lufthansa verlängerte derweil die Aussetzung ihrer Flüge in die iranische Hauptstadt Teheran.
Der Kommandeur des für den Nahen Osten zuständigen US-Regionalkommandos Central Command (Centcom), Michael Erik Kurilla, sei in Israel, um sich mit der israelischen Armeeführung zu treffen, erklärte der Sprecher des US-Verteidigungsministeriums, Pat Ryder. Zudem sollten "die aktuellen Sicherheitsbedrohungen in der Region" Thema sein.
Wie das Pentagon weiter mitteilte, sprach Verteidigungsminister Lloyd Austin am Donnerstag mit seinem israelischen Kollegen Joav Gallant. Gallant teilte dem Pentagon-Chef offiziellen Angaben zufolge mit, dass ein "direkter iranischer Angriff eine angemessene israelische Antwort gegen den Iran erfordern" werde. Austin habe Gallant laut US-Angaben versichert, dass Israel auf die "volle Unterstützung" der USA bei der Verteidigung Israels gegen iranische Angriffe zählen könne.
Am Mittwoch hatte bereits US-Präsident Joe Biden dem verbündeten Israel die "unerschütterliche" Unterstützung der USA zugesichert. Der Iran drohe mit einem "bedeutenden Angriff auf Israel, sagte er. "Wir werden alles tun, was wir können, um Israels Sicherheit zu schützen."
Als Vorsichtsmaßnahme schränkten die Vereinigten Staaten die Bewegungsfreiheit ihres diplomatischen Personals in Israel ein. US-Regierungsangestellten und ihren Familienmitgliedern sei es "bis auf weiteres untersagt, sich außerhalb der Gebiete von Tel Aviv, Jerusalem und Beerscheva zu bewegen", hieß es in einer Mitteilung der Botschaft in Jerusalem.
Das geistliche Oberhaupt des Iran, Ayatollah Ali Chamenei, hatte Israel am Mittwoch mit Vergeltung für einen Israel zugeschriebenen Angriff auf ein iranisches Konsulargebäude in der syrischen Hauptstadt Damaskus gedroht, bei dem Anfang April 16 Menschen getötet worden waren. Unter den Toten waren zwei Generäle der iranischen Revolutionsgarde sowie fünf weitere Mitglieder der Elitetruppe.
In einer Rede sagte Chamenei, dass das "böse Regime" Israels "bestraft werden muss und bestraft werden wird". Der israelische Außenminister Israel Katz konterte in einer Erklärung mit den Worten: "Wenn der Iran von seinem Territorium aus angreift, wird Israel antworten und den Iran angreifen." Die USA riefen China und andere Staaten dazu auf, den Iran von einem Angriff auf Israel abzuhalten.
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) telefonierte am Donnerstag mit ihrem iranischen Amtskollegen Hossein Amir-Abdollahian. "Wirklich niemand kann Interesse an einem Flächenbrand mit völlig unvorhersehbaren Folgen haben", sagte sie danach. Von Amir-Abdollahian, der auch mit anderen westlichen Außenministern sprach, hieß es, es gebe eine "Notwendigkeit" für Teheran, nach dem Angriff auf das Konsulargebäude zu reagieren. Er habe jedoch erklärt, dass der Iran nicht beabsichtige, den Krieg auszuweiten.
Angesichts der zunehmenden Spannungen strich die Lufthansa weitere Flüge in die iranische Hauptstadt Teheran. "Aufgrund der aktuellen Situation setzt Lufthansa nach sorgfältiger Evaluation ihre Flüge von und nach Teheran bis voraussichtlich einschließlich Samstag, 13. April, aus", teilte das Unternehmen am Donnerstag auf Anfrage mit. Zuvor hatte die Fluggesellschaft ihre Flüge bereits bis Donnerstag ausgesetzt.
Der Iran ist ein erklärter Unterstützer der radikalislamischen Hamas, die mit ihrem Großangriff auf Israel am 7. Oktober den Krieg im Gazastreifen ausgelöst hatte. Bei dem Angriff waren israelischen Angaben zufolge etwa 1170 Menschen getötet und rund 250 weitere als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt worden.
Israel geht seither massiv militärisch im Gazastreifen vor. Dabei wurden nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, bisher mehr als 33.500 Menschen getötet.
Sowohl der Iran als auch die von der EU und den USA als Terrororganisation eingestufte Hamas haben die Vernichtung Israels als Ziel ausgegeben. Auch die schiitische Hisbollah-Miliz im Libanon wird vom Iran unterstützt und ist mit der Hamas verbündet.
Seit Beginn des Krieges zwischen Israel und der Hamas gibt es nahezu täglichen gegenseitigen Beschuss zwischen der israelischen Armee und der pro-iranischen Hisbollah im Libanon, was die Furcht vor einem Flächenbrand im Nahen Osten schürt.
L.Zimmermann--NZN