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Das Fernsehduell zwischen dem Thüringer CDU-Chef Mario Voigt und dem AfD-Landesvorsitzenden Björn Höcke hat geteilte Reaktionen ausgelöst. Während sich die CDU am Freitag zufrieden zeigte und auch der Zentralrat der Juden in Deutschland diese Form der Auseinandersetzung mit der AfD lobte, kritisierte vor allem die Linkspartei eine damit verbundene Aufwertung von Rechtsextremen. Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) forderte weitere ähnliche Duelle.
Der CDU-Landeschef Voigt und der Vorsitzende der in Thüringen vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestufte AfD-Landesverband, Höcke, hatten am Donnerstagabend im TV-Sender "Welt" rund 70 Minuten lang über Themen wie die Europapolitik und Migration gestritten und sich dabei teils heftige Wortgefechte geliefert. Beide treten als Spitzenkandidaten ihrer Parteien zur Thüringer Landtagswahl am 1. September an.
Die Bundes-CDU lobte Voigts Auftritt. Generalsekretär Carsten Linnemann sprach im TV-Sender "Welt" von einer "Sternstunde" für seine Partei. Es gehe darum, "nicht nur von Brandmauern" zu reden, sondern sich inhaltlich mit Höcke und der AfD auseinanderzusetzen. Parteichef Friedrich Merz erklärte im Kurzbotschaftendienst X, Voigt habe "klargestellt, wo die Gefahren für unsere Demokratie und unsere Volkswirtschaft liegen, wenn Leute wie Höcke politischen Einfluss bekommen".
Wüst forderte seine Partei auf, sich künftig an weiteren öffentlichen Debatten mit der AfD zu beteiligen. "Der Kampf gegen Rechtsextremismus muss überall geführt werden. Auf der Straße, im persönlichen Umfeld – und eben auch in der politischen Arena", sagte Wüst der "Welt".
"Das TV-Duell zwischen Björn Höcke und Mario Voigt hat gezeigt, dass AfD-Funktionäre immer wieder mit ihren radikalen Ansichten konfrontiert werden müssen", befand auch Zentralratspräsident Josef Schuster in der "Neuen Osnabrücker Zeitung". "Dann kann es auch helfen, wenn jemand wie Höcke im Fernsehen sich bis zur Selbstaufgabe herauszureden versucht und ein trauriges Bild abgibt."
Voigt zeigte sich überzeugt, dass das TV-Duell Wähler beeinflusst habe, wenn auch nicht überzeugte Höcke-Fans. Er schloss ein weiteres Duell mit dem vom Verfassungsschutz als rechtsextrem benannten Höcke vor der Landtagswahl nicht aus. Er werde keiner Debatte ausweichen, sagte er in der Sendung "Frühstart" von RTL/ntv.
Thüringens FDP-Spitzenkandidaten Thomas Kemmerich sagte "Welt TV", niemand müsse Angst haben, sich mit Höcke "politisch zu messen". Die AfD-Bundesvorsitzende Alice Weidel lobte derweil am Freitag im Onlinedienst X den "hervorragenden Auftritt" ihres Parteikollegen Höcke.
Die schärfste Kritik kam von den Linken. "Das war keine 'Entzauberung', sondern rechter Überbietungswettbewerb", schrieb Parteichef Martin Schirdewan auf X. Heidi Reichinnek, Vorsitzende der Gruppe Die Linke im Bundestag, erklärte das TV-Duell für gescheitert. "Wenn man einem Demagogen wie Höcke den Raum gibt, seine auf Lügen basierende Hetze zu verbreiten, dann nutzt er diesen auch", sagte sie der "Welt".
Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) warf CDU-Landeschef Voigt vor, er habe zur Steigerung seiner eigenen Bekanntheit "einem Rechtsextremen ein deutliches Plus an Aufmerksamkeit verschafft". "Höcke bleibt ein Nazi und Voigt bleibt ein Ministerpräsidentenanwärter, der sich weiter vor der Frage drückt, ob er sich mit den Stimmen der AfD ins Amt wählen lassen würde oder nicht", sagte Ramelow dem Nachrichtenportal t-online.
SPD und Grüne hielten sich am Freitag mit Äußerungen zu dem TV-Duell zurück. Die Thüringer SPD hatte im Vorfeld Zuschauer zu einem Boykott der Sendung aufgerufen. Die Thüringer Grünen-Politikerin Madeleine Henfling nannte das Fernsehduell "unterirdisch, populistisch, rassistisch". "Den Schaden, der damit einhergeht, werden wir alle bitter zu spüren bekommen", schrieb sie auf X.
Nach Angaben von Welt-TV schalteten mehr als eine Million Menschen die Sendung am Donnerstagabend ein.
A.Wyss--NZN