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Ein Jahr nach dem Beginn des Bürgerkriegs im Sudan sind bei einer internationalen humanitären Konferenz für das nordostafrikanische Land in Paris mehr als zwei Milliarden Euro an Hilfen zugesagt worden. "Wir können verkünden, dass mehr als zwei Milliarden Euro mobilisiert werden", sagte der französische Präsident Emmanuel Macron am Montag. Damit könne auf die dringendsten Bedürfnisse der sudanesischen Bevölkerung etwa im Bereich der Ernähung und der Gesundheit reagiert werden. Fast die Hälfte der Gesamtsumme sagten EU-Länder zu.
Der Machtkampf im Sudan zwischen den Truppen von Militärmachthaber Abdel Fattah al-Burhan und der RSF-Miliz seines früheren Stellvertreters Mohamed Hamdan Daglo hatte am 15. April 2023 begonnen. Tausende Menschen wurden seither getötet, mehr als acht Millionen weitere sind nach UN-Angaben auf der Flucht. Hilfsorganisationen haben wiederholt vor einer sich verschlimmernden humanitären Krise gewarnt.
Macron sprach vom 15. April des vergangenen Jahres als "tragischem Datum" für den Sudan. Es handele sich um einen Konflikt, der den Menschen aufgezwungen worden sei und nur "Kummer und Leid" hervorrufe.
Geschätzte 1,8 Millionen Menschen sind aus dem Sudan geflohen - viele in das benachbarte Tschad, das nun auch eine humanitäre Krise durchlebt. 6,7 Millionen Menschen im Sudan sind Binnenvertriebene.
Indes sagte UN-Generalsekretär António Guterres, dass wahllose Angriffe auf Zivilisten in dem Konflikt im Sudan "Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit" darstellen könnten. "Dies ist mehr als ein Konflikt zwischen zwei Kriegsparteien. Es ist ein Krieg, der gegen das sudanesische Volk geführt wird", sagte Guterres.
Er bekräftigte zudem seine Befürchtungen angesichts von Berichten über Unruhen in El-Fascher im Bundesstaat Nord-Darfur in der westlichen Region Darfur. Darfur war bereits vor einem Jahrzehnt Schauplatz massiver Gewalt: Ab 2003 wurden in der Region in einem Bürgerkrieg rund 300.000 Menschen getötet. Paramilitärs und mit ihnen verbündete arabische Milizen begingen dort nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen Massaker und ethnisch bedingte Morde.
Der heutige RSF-Anführer Daglo hatte damals die arabische Dschandschawid-Miliz angeführt, die für Gräueltaten an der Zivilbevölkerung verantwortlich war. El-Fascher ist die letzte Hauptstadt eines Bundesstaats, die nicht unter Kontrolle der RSF-Miliz ist. Die Stadt ist überdies eine wichtige Drehscheibe für humanitäre Hilfe in der Region.
"An diesem Wochenende haben mit den RSF verbundene Milizen Dörfer westlich der Stadt angegriffen und verbrannt", sagte Guterres. Das habe zu weiteren massiven Verteibungen geführt. "Lassen Sie uns eines klarstellen: Jeder Angriff auf El-Fascher wäre katastrophal für die Zivilbevölkerung und könnte zu einem ausgewachsenen interkommunalen Konflikt führen", fuhr der UN-Generalsekretär fort. Zudem könne eine solche Attacke Hilfseinsätzen in einer Gegend schaden, die bereits "am Rande einer Hungersnot" stehe.
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) hatte zu Beginn der Konferenz gesagt, das Leid der Menschen im Sudan sei "unvorstellbar", die humanitäre Lage im Land "einfach katastrophal". 25 Millionen Menschen, rund die Hälfte der sudanesischen Bevölkerung, seien "dringend auf humanitäre Hilfe angewiesen". Im Land drohe eine "Hungerkatastrophe", bis zu eine Million Menschen könnten verhungern.
Bundesaußenministerin Baerbock sagte, der Bürgerkrieg im Sudan gehöre zu den vielen Konflikten, die angesichts der Lage im Nahen Osten "aus den Schlagzeilen" geraten seien. "Es sterben Tag für Tag Menschen, weil zwei rücksichtslose Generäle ihren Machtkampf auf dem Rücken der Menschen austragen", prangerte sie an.
Vermittlungsversuche, um die Kampfhandlungen zu beenden, sind bisher erfolglos geblieben. Der zum Auftakt der Konferenz anwesende EU-Außenbeauftragte Josep Borrell sagte, "nur internationaler Druck" könne die Konfliktparteien dazu bringen zu verhandeln.
B.Brunner--NZN