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Rechtsextreme und fremdenfeindliche Einstellung sind in Thüringen nach einem zwischenzeitlichen Rückgang in den Corona-Jahren wieder gestiegen. Das zeigen die Ergebnisse der am Dienstag in Erfurt veröffentlichten Langzeitbefragung "Thüringen-Monitor" 2023. Insgesamt haben 19 Prozent der Bürger rechtsextreme Einstellungen, das entspricht dem Vorcoronaniveau. Im vergangenen Jahr gaben dies zwölf Prozent an.
Der Anstieg des Rechtsextremismus ist demnach ausschließlich auf den gestiegenen Ethnozentrismus zurückzuführen, den nun 41 Prozent der Thüringer teilen. So erhielten Aussagen zu einem starken Nationalgefühl sowie fremdenfeindliche Aussagen 2023 höhere Zustimmungswerte. Den Nationalsozialismus verharmlosende, antisemitische und diktaturbefürwortende Einstellungen sind hingegen bei weniger als drei Prozent der Thüringer verbreitet.
Für den von der Staatskanzlei in Auftrag gegebenen "Thüringen-Monitor" untersucht die Universität Jena seit dem Jahr 2000 jährlich die Entwicklung der politischen Einstellungen zu Demokratie, Rechtsextremismus und Antisemitismus. Befragt wurden zwischen dem 11. September und dem 25. November 2023 insgesamt 1063 wahlberechtige Thüringer.
Wie daraus weiter hervorgeht, sind 60 Prozent populistisch eingestellt. So stimmen unter anderem fast zwei Drittel der Befragten der Aussage zu, dass die "Herrschenden und Mächtigen in unserer Gesellschaft gegen die Interessen der einfachen Bevölkerung" handeln. 85 Prozent glauben, dass sich die Politiker immer dann einig sind, "wenn es darum geht, ihre Privilegien zu schützen".
Auch die migrantenfeindlichen und antimuslimischen Einstellungen stiegen nach einem Rückgang in den Coronajahren. So äußern im aktuellen "Thüringen-Monitor" 59 Prozent der Befragten, dass "die Bundesrepublik durch die vielen Ausländer in einem gefährlichen Maße überfremdet" sei. Die Hälfte meint, dass "die Ausländer nur hierher kommen, um unseren Sozialstaat auszunutzen". Der deutliche Anstieg entspricht den Ergebnissen bundesweiter Untersuchungen.
Insgesamt zeigt sich, dass die Thüringer Bürger zwar mit dem gegenwärtigen Funktionieren der demokratischen Praxis unzufrieden sind - die Demokratiezufriedenheit sank zwischen 2020 und 2023 um 23 Prozentpunkte von 68 auf 45 Prozent. So vertrauen nur noch 17 Prozent der Befragten der Bundesregierung und 30 Prozent der Landesregierung. Die Demokratie als Staatsform wird aber weiterhin von 88 Prozent unterstützt.
U.Ammann--NZN