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Während die internationale Gemeinschaft mit Befürchtungen über eine mögliche Vergeltung Israels nach dem iranischen Angriff auf die Region blickt, hat die israelische Armee am Donnerstag ihre Luftangriffe im Gazastreifen fortgesetzt. Der Zivilschutz des Palästinensergebiets meldete nächtliche Angriffe vor allem in den Städten Gaza, Chan Junis und Rafah. Auf Capri trafen sich unterdessen die G7-Außenminister zu Gesprächen unter anderem über Sanktionen gegen den Iran. Der EU-Gipfel hatte sich zuvor auf eine Ausweitung der Strafmaßnahmen verständigt.
Die israelische Armee gab am Donnerstag an, in den vergangenen 24 Stunden dutzende "Ziele" im Gazastreifen getroffen zu haben. Darunter seien "Terroristen, Beobachtungsposten und Militärstrukturen".
Die Palästinenserin Dschamalat Ramidan sagte der AFP in Rafah, sie sei mit ihren Kindern vor einem Angriff geflohen und darüber überall verstreute "Körperteile und Leichen" gestolpert. In Rafah an der Grenze zu Ägypten haben nach UN-Angaben seit Kriegsbeginn mehr als 1,5 Millionen Palästinenser aus anderen Teilen des Gazastreifens Zuflucht gesucht. Luftangriffe trafen auch Al-Mawasi im südlichen Gazastreifen, wohin ebenfalls zahlreiche Menschen geflüchtet sind und nun in tausenden Zelten leben.
Israel geht seit Beginn des Krieges massiv militärisch im Gazastreifen vor. Dabei wurden nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, bisher mehr als 33.900 Menschen getötet.
Der Krieg im Gazastreifen war durch den beispiellosen Großangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober ausgelöst worden, bei dem nach israelischen Angaben etwa 1170 Menschen getötet sowie rund 250 weitere als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt wurden.
Seitdem haben sich die Spannungen in der Region verschärft - mit Israel und seinen Verbündeten auf der einen und der Hamas mit ihren Unterstützern wie dem Iran und der Hisbollah-Miliz auf der anderen Seite. Angesichts der angespannten Lage setzte die Lufthansa vorerst weiterhin ihre Flüge in den Iran und den Libanon aus. Die Flüge nach Teheran und Beirut seien bis einschließlich 30. April gestrichen, sagte ein Lufthansa-Sprecher.
Der Iran hatte in der Nacht zum Sonntag erstmals von seinem Staatsgebiet aus Israel direkt angegriffen. Teheran hatte die Drohnen- und Raketenangriffe als Vergeltung für einen Israel zugeschriebenen tödlichen Angriff auf ein iranisches Konsulatsgebäude in Damaskus bezeichnet.
Nun halten Befürchtungen über einen möglichen Gegenangriff Israels die Weltgemeinschaft in Atem. Medienberichten zufolge erwog Israel eine schnelle Reaktion. Der israelische Rundfunksender Kan berichtete in der Nacht zum Donnerstag, Regierungschef Benjamin Netanjahu habe sich, nachdem er mit US-Präsident Joe Biden gesprochen habe, dafür entschieden, vorab genehmigte Pläne für Vergeltungsschläge im Falle eines Angriffs nicht umzusetzen.
Ein ranghoher iranischer Militärvertreter warnte Israel unterdessen vor einem möglichen Angriff auf die iranischen Atomanlagen. In diesem Fall würden die israelischen Nukleareinrichtungen "mit fortschrittlichen Waffen ins Visier genommen", zitierte die iranische Nachrichtenagentur Irna den Chef der Einheit für Nuklearsicherheit bei den iranischen Revolutionsgarden, Ahmed Haghtalab. "Die Hände sind am Abzug, um mächtige Raketen für die vollständige Zerstörung bestimmter Ziele abzufeuern", fuhr er fort.
Die Staats- und Regierungschefs der EU vereinbarten infolge des iranischen Angriffs auf Israel bei ihrem Gipfel in Brüssel, die Sanktionen gegen den Iran auszuweiten. "Die EU wird weitere restriktive Maßnahmen gegen Iran ergreifen, insbesondere in Bezug auf unbemannte Luftfahrzeuge (UAVs) und Raketen", hieß es in der Gipfel-Erklärung, die in der Nacht zum Donnerstag verabschiedet wurde.
Um mögliche weitere Strafmaßnahmen sollte es nach Angaben des italienischen Außenminister Antonio Tajani auch beim G7-Außenministertreffen auf der italienischen Insel Capri gehen. Es müsse natürlich "eine Reaktion auf diesen präzedenzlosen Vorfall geben, aber es darf keine weitere Eskalation in der Region geben", sagte Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne).
A.Ferraro--NZN