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Angesichts anhaltender verheerender russischer Luftangriffe auf ukrainische Städte hat die Nato ihren Willen bekundet, die Luftabwehr der Ukraine zu stärken. Es gebe "Systeme, die der Ukraine zur Verfügung gestellt werden können", sagte Stoltenberg am Freitag nach einer Videokonferenz mit den Verteidigungsministern der Nato-Mitgliedstaaten und dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. Bei russischen Luftangriffen starben indes erneut mindestens sieben Menschen.
Stoltenberg sagte zu möglicher weiterer Unterstützung durch Nato-Staaten, er erwarte "in Kürze neue Ankündigungen". Dabei ließ er jedoch offen, ob es bei den Beratungen konkrete Zusagen gab. Neben den unter anderem von der Bundeswehr eingesetzten Patriot-Flugabwehrraketensystemen könnten die Verbündeten der Ukraine auch von einem französisch-italienischen Rüstungskonsortium hergestellte Luft-Boden-Raketen vom Typ SAMP-T zur Verfügung stellen, sagte Stoltenberg.
Das Bundesverteidigungsministerium erklärte nach der Videokonferenz, es sei deutlich geworden, dass "viele Nato-Mitgliedsländer" eine deutsche Initiative zur Stärkung des ukrainischen Luftraums unterstützten. Unter anderem sei die Bundesregierung in Gesprächen mit Dänemark und den Niederlanden darüber, wie sie die Initiative finanziell unterstützen könnten. Die Bundesregierung selbst hatte am vergangenen Wochenende angekündigt, der Ukraine in Kürze ein drittes Patriot-Luftabwehrsystem zu liefern.
Am Samstag sollte das US-Repräsentantenhaus über seit Monaten von den Republikanern blockierte Hilfsmittel für die Ukraine im Umfang von 61 Milliarden Dollar (57 Milliarden Euro) abstimmen.
Kiew appelliert seit Monaten immer wieder an die Verbündeten, mehr Munition und mehr Mittel für die Luftabwehr zur Verfügung zu stellen. Selenskyj richtete bei der Videokonferenz am Freitag einen eindringlichen Appell an die Nato. Die Mitglieder der Allianz müssten entscheiden, "ob wir tatsächlich Verbündete sind", sagte der ukrainische Präsident. Kiew brauche mindestens sieben weitere Patriot-Systeme oder ähnliche Luftabwehrsysteme, betonte Selenskyj. Er rief die westlichen Partner der Ukraine auf, ihre Entscheidungen zu beschleunigen.
Bei russischen Angriffen in der zentralukrainischen Region Dnipropetrowsk wurden in der Nacht zum Freitag nach Angaben von Rettungskräften mindestens sieben Menschen getötet worden, darunter zwei Kinder. Weitere 34 Menschen seien verletzt worden. Zuvor hatte es aus Regierungskreisen geheißen, mindestens acht Menschen seien getötet worden.
Laut dem ukrainischen Innenministerium wurden der Bezirk Synelnykowe sowie die Regionalhauptstadt Dnipro angegriffen. In Synelnykowe seien sechs Menschen getötet worden, darunter zwei Kinder im Alter von sechs und acht Jahren, erklärte Innenminister Ihor Klymenko.
Gouverneur Serhij Lysak teilte auf Telegram mit, ein mehrstöckiges Gebäude in der Stadt Dnipro stehe in Flammen und sei teilweise zerstört. Bei einem Angriff im westlich von Dnipro gelegenen Bezirk Krywyj Rih habe es ebenfalls Schäden und drei Verletzte gegeben.
Der ukrainischen Bahngesellschaft Ukrsalisnyzja zufolge wurden bei den russischen Angriffen Zuganlagen ins Visier genommen. Unter den Verletzten seien sieben ihrer Mitarbeiter, eine Mitarbeiterin sei getötet worden.
Einen weiteren Toten und einen Verletzten durch russischen Beschuss meldete der Gouverneur der ostukrainischen Region Donezk aus der Ortschaft Nowohorodske.
Die ukrainische Luftwaffe teilte mit, Russland habe die Ukraine in der Nacht mit 22 Lenkflugkörpern und 14 Drohnen angegriffen. Alle Drohnen und 15 Lenkflugkörper seien zerstört worden, erklärte Luftwaffenkommandeur Mykola Oleschtschuk auf Telegram.
Am Mittwoch waren bei einem russischen Luftangriff auf die nordukrainische Stadt Tschernihiw 18 Menschen getötet worden.
Die ukrainische Armee meldete unterdessen einen Erfolg in der Verteidigung gegen die russischen Angriffe: Luftabwehreinheiten hätten in Zusammenarbeit mit dem Militärgeheimdienst der Ukraine erstmals seit Kriegsbeginn einen strategischen Langstreckenbomber vom Typ Tu-22M3 abgeschossen. Diesen habe Russland für Angriffe mit Marschflugkörpern auf ukrainische Städte genutzt, erklärte die Armee.
Das Flugzeug habe sich auf dem Rückflug zu seinem Stützpunkt in Russland befunden, erklärte das ukrainische Verteidigungsministerium. Dem Sprecher der ukrainischen Luftwaffe zufolge war das Flugzeug verantwortlich für die Angriffe auf Dnipro und Krywyj Rih.
Russische Behörden teilten mit, das Flugzeug sei über der südrussischen Region Stawropol abgestürzt, machten jedoch eine technische Störung für den Absturz verantwortlich. Demnach kam mindestens ein Besatzungsmitglied bei dem Absturz ums Leben. Zwei Crew-Mitglieder hätten überlebt, nach dem vierten Besatzungsmitglied werde gesucht, berichtete die Nachrichtenagentur Tass unter Berufung auf das russische Verteidigungsministerium.
J.Hasler--NZN