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Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat bei seinem ersten Staatsbesuch im Nachbarland Irak seit drei Jahren seinen Kollegen Abdel Latif Raschid aufgefordert, gegen die verbotene Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) vorzugehen. Erdogan sagte bei dem Treffen am Montag in Bagdad, die Türkei habe "Erwartungen an den Irak bezüglich des Kampfes gegen die Terrororganisation PKK", wie sein Büro mitteilte. Bei dem Besuch standen insbesondere Gespräche zum Thema Wasserressourcen auf der Tagesordnung.
Der Irak müsse "von allen Formen des Terrorismus befreit werden", sagte Erdogan mit Blick auf die PKK. Die von Ankara und seinen westlichen Verbündeten als Terrororganisation eingestufte Gruppe kämpft seit Jahrzehnten gegen den türkischen Staat. Das türkische Militär hat die PKK in den benachbarten Irak zurückgedrängt und führt im Nordirak regelmäßig Militäreinsätze zu Land und in der Luft gegen die PKK und ihre Stellungen aus.
Iraks Verteidigungsminister Thabet al-Abbasi hatte im März "gemeinsame militärische Operationen" mit Ankara ausgeschlossen und die Einrichtung eines "Koordinierungszentrum für Geheimdienstinformationen" in Aussicht gestellt.
Erdogan wurde am Flughafen in Bagdad von Ministerpräsident Mohamed Schia al-Sudani empfangen und mit 21 Salutschüssen begrüßt, wie das Staatsfernsehen zeigte. Der außenpolitische Berater al-Sudanis, Farhad Alaaldin, hatte der Nachrichtenagentur AFP zuvor erklärt, bei dem Besuch würden insbesondere Gespräche zu "Investitionen, Handel, Sicherheitsaspekten der Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern, Wasserwirtschaft und Wasserressourcen" im Mittelpunkt stehen. Demnach sollen mehrere bilaterale Absichtserklärungen unterzeichnet werden.
Nach Treffen mit al-Sudani und Raschid in Bagdad sollte Erdogan zu Gesprächen mit Vertretern der Regionalregierung in Erbil weiterreisen, der Hauptstadt der autonomen nordirakischen Region Kurdistan.
Nach Angaben al-Sudanis standen die Themen Wasser und Sicherheit "ganz oben auf der Tagesordnung". "Der Irak und die Türkei teilen eine gemeinsame Geschichte und haben Gemeinsamkeiten, Interessen und Möglichkeiten, aber auch Probleme", hatte der irakische Regierungschef kürzlich bei einer Veranstaltung des Atlantic Council in Washington erklärt.
Auch nach Angaben Erdogans ist das Thema Wasser "einer der wichtigsten Punkte" des Besuchs, nachdem die irakische Seite diesbezüglich "Forderungen" gestellt habe. "Wir werden uns bemühen, ihnen nachzukommen" erklärte Erdogan.
Die Aufteilung der Wasserressourcen ist ein großer Streitpunkt zwischen beiden Ländern. Bagdad kritisiert die von der Türkei errichteten Staudämme an den gemeinsamen Flüssen Tigris und Euphrat, welche die Wasserknappheit im Irak verschärft haben.
Ebenfalls auf der Tagesordnung steht ein 17 Milliarden Dollar (rund 16 Milliarden Euro) teures Straßen- und Eisenbahnprojekt, das die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen den beiden Nachbarn festigen sowie eine Wiederaufnahme von Ölexporten aus dem Irak in die Türkei ermöglichen soll, die derzeit wegen Problemen mit einer Pipeline ruhen.
Die Reise erfolgt vor dem Hintergrund zunehmender regionaler Spannungen im Nahen Osten angesichts des Krieges zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas im Gazastreifen sowie des iranischen Angriffs auf Israel.
E.Leuenberger--NZN