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Seit Russlands Einmarsch in der Ukraine vor gut zwei Jahren sind nach Schätzungen der französischen Regierung bereits etwa 150.000 russische Soldaten getötet worden. Hunderttausende weitere seien in dem Krieg verwundet worden, sagte der französische Außenminister Stéphane Séjourné in einem am Freitag veröffentlichten Interview mit der unabhängigen russischen Zeitung "Nowaja Gaseta Europa".
Darin bekräftigte der französische Chefdiplomat auch Europas Unterstützung für die Ukraine. "Europa und seine Partner werden geeint und entschlossen bleiben, so lange, wie es nötig ist", sagte er.
"Das militärische Scheitern Russlands ist bereits da. Wir schätzen die russischen Militärverluste auf 500.000, darunter 150.000 Tote", sagte Séjourné. "Und das alles zu welchem Zweck?" Die Antwort lasse sich in zwei Worten zusammenfassen, gab Séjourné an: "Für nichts."
Damit ist die französische Schätzung etwas niedriger als die vom ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj ausgegebene Zahl von 180.000 russischen Soldaten, die in zwei Jahren Krieg getötet worden seien. Großbritannien hatte Ende April erklärt, von rund 450.000 russischen Verletzten und Toten auszugehen. Russland selbst macht keinerlei Angaben dazu, wieviele seiner Soldaten verletzt wurden oder starben.
Séjourné bekräftigte überdies, dass in der EU eingefrorene russische Vermögenswerte genutzt werden könnten, um die Verteidigung der Ukraine gegen Russland zu finanzieren - er machte aber keine näheren Angaben dazu. Mit dem Anstieg der Zinsen hätten die Vermögenswerte bereits vier Milliarden Euro an Einnahmen generiert, sagte der Außenminister. "Wir wollen, dass sie für die Finanzierung von Verteidigungs- und Wiederaufbaumaßnahmen in der Ukraine genutzt werden."
"Nowaja Gaseta Europa" war kurz nach Kriegsbeginn von im Exil lebenden Journalisten der russischen Zeitung "Nowaja Gaseta" gegründet worden.
Die ukrainische Armee, die ihre Verluste nicht veröffentlicht, ist seit dem Scheitern ihrer Gegenoffensive im letzten Sommer in der Defensive. Einige Militärexperten gehen davon aus, dass Russland kurz vor Beginn einer neuen Großoffensive stehen könnte.
Kiew hat Schwierigkeiten, neue Soldaten zu rekrutieren und ist mit Verzögerungen bei der Hilfe des Westens konfrontiert. Ein Ende April nach langem Warten gebilligtes, neues US-Hilfspaket in Höhe von 61 Milliarden Euro dürfte es Kiew erlauben, die Lage an der Front zu stabilisieren. Die Ukraine ist aber auch in Schwierigkeiten, weil ihr wichtige Mittel zur Luftabwehr fehlen, was es Russland ermöglichte, wichtige Infrastruktur zu bombardieren.
N.Zaugg--NZN