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Die Lebensmittelversorgung im Gazastreifen hat sich nach Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) leicht verbessert. "Es gibt definitiv mehr Grundnahrungsmittel, mehr Weizen, aber auch eine größere Bandbreite an Lebensmitteln auf den Märkten", sagte der WHO-Vertreter für die Palästinensergebiete, Rik Peeperkorn, am Freitag vor Journalisten. Die lokale Produktion sei aber komplett eingebrochen und das Risiko für die Bevölkerung zu verhungern, drohe weiterhin, warnte die WHO.
"Die Lebensmittel sind abwechslungsreicher, das sagt uns die Bevölkerung auch", sagte Peeperkorn. Das gelte nicht nur für den Süden, sondern auch für den besonders vom Hunger betroffenen Norden des Gazastreifens.
Noch vor einigen Wochen habe sich die Bevölkerung "zu Tausenden" auf die Lebensmittellieferungen der WHO gestürzt, sagte der Leiter des Gaza-Büros der Organisation, Amhed Dahir. "Das hat sich in den vergangenen Wochen verändert", fügte er hinzu. Die Versorgung bleibe aber weiterhin unsicher. Die Bevölkerung habe kein Bargeld zum Einkauf auf den Märkten. "Die Lebensmittelversorgung muss jetzt aufrechterhalten werden", forderte Dahir.
Die Gefahr einer Hungersnot bleibe weiterhin bestehen, sagten beide WHO-Mitarbeiter. Peeperkorn wies darauf hin, dass die lokale Produktion von Lebensmitteln, etwa durch Anbau von Obst und Gemüse und Fischerei, durch den Krieg zerstört worden sei.
Die Versorgung des Gazastreifens verschlechterte sich seit dem Beginn des Krieges zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas dramatisch. Israel macht Hilfsorganisationen für die mangelnde Versorgung der Bevölkerung verantwortlich. Diese wiederum sehen die israelischen Kontrollen als Grund für die schleppende Verteilung von Hilfsgütern an. "Manchmal brauchen wir vier statt wie zuvor eine Mission für Lieferungen. Das bedeutet unglaublich viel Arbeit und ist sehr kostenintensiv", sagte Peeperkorn.
Mehr Hilfe soll bald auch über den Seeweg in den Gazastreifen kommen. Die USA und die EU wollen Lieferungen per Schiff in das Küstengebiet bringen. Diese sollen an einer von den USA finanzierte provisorische Landungsbrücke anlegen, die seit Ende April gebaut wird.
W.O.Ludwig--NZN