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Knapp sieben Monate nach dem Hamas-Großangriff auf Israel dauert das Bangen um die von der islamistischen Palästinenserorganisation im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln an. Am Freitag teilte die israelische Armee mit, dass der als Geisel im Gazastreifen vermutete Eljakim Libman beim "Massaker vom 7. Oktober" auf dem Nova-Musikfestival ermordet worden sei. Ein Hamas-Vertreter ließ unterdessen weiterhin offen, ob die Hamas dem jüngsten Vorschlag für eine Feuerpause und die Freilassung von Geiseln zustimmen werde.
Eljakim Libman arbeitete als Sicherheitsmann bei dem Festival im Süden Israels, als am Morgen des 7. Oktober Hamas-Kämpfer die Wüsten-Party überfielen. Allein beim Nova-Festival wurden mehr als 350 vor allem junge Leute getötet. Viele von ihnen wurden zudem als Geiseln in den Gazastreifen entführt.
Bisher waren die israelischen Behörden davon ausgegangen, dass auch Libman unter den Verschleppten sei. Die Leiche des 24-Jährigen sei nun aber aufgrund von "Beweisen vor Ort" und nach einer gründlichen Untersuchung von Armee, Polizei und Forensikern identifiziert worden, erklärte die israelische Armee.
Nach Angaben seiner Familie wurde der junge Mann getötet, nachdem er sich um die Verwundeten auf dem Festival gekümmert hatte. Libmans Eltern erklärten sie hätten nach 200 Tagen des Bangens "mit großer Traurigkeit erfahren, dass unser geliebter Sohn nicht mehr unter den Lebenden weilt".
Wenige Stunden zuvor hatte die israelische Regierung den Tod von Dror Or aus dem Kibbuz Beeri bestätigt. Der 49-Jährige sei bei dem Hamas-Angriff am 7. Oktober getötet und seine Leiche in den Gazastreifen verschleppt worden, erklärte der Kibbuz Beeri. Auch Ors Frau war bei dem Überfall getötet worden. Zwei ihrer drei Kinder waren verschleppt und im November im Rahmen der bisher einzigen Vereinbarung über eine Feuerpause und die Freilassung von Geiseln freigelassen worden.
Seit Monaten laufen Verhandlungen über eine neue Feuerpause und die Freilassung weiterer Hamas-Geiseln. Die Vermittlerländer USA, Katar und Ägypten warten nach wie vor auf eine Antwort der Hamas auf einen neuen Vorschlag. Dieser sieht nach britischen Angaben eine 40-tägige Feuerpause vor sowie die Freilassung von "möglicherweise tausenden palästinensischen Häftlingen" im Gegenzug für die Freilassung von Geiseln aus der Gewalt der Hamas.
Der hochrangige Hamas-Vertreter Hossam Badran ließ in einem Telefonat mit der Nachrichtenagentur AFP offen, wann die Hamas sich zu dem Vorschlag äußern werde. Vor einer Rückkehr zu weiteren Verhandlungen nach Kairo führe die Hamas derzeit Gespräche innerhalb ihrer Führung sowie mit verbündeten militanten Gruppierungen, sagte er am Freitag.
Badran warf dem israelischen Regierungschef Benjamin Netanjahu vor, mit seinen Äußerungen zu einer möglichen Bodenoffensive in Rafah die Bemühungen um ein Abkommen zu untergraben. Netanjahu sei "nicht daran interessiert, eine Einigung zu erzielen", sagte Badran. Seine Äußerungen zur Entsendung von Bodentruppen nach Rafah im Süden des Gazastreifens zielten darauf ab, "jede Möglichkeit zum Abschluss eines Abkommens zu vereiteln".
Netanjahu hatte kürzlich bekräftigt, dass die israelische Armee trotz internationaler Warnungen und unabhängig von einer möglichen Einigung auf eine Waffenruhe ihre Pläne für eine Offensive umsetzen werde.
In der Stadt nahe der Grenze zu Ägypten haben rund 1,2 Millionen Menschen Zuflucht vor den Kämpfen zwischen Israel und der Hamas gesucht. Israel bezeichnet Rafah als letzte verbliebene Hochburg der Hamas in dem Palästinensergebiet.
Der Krieg im Gazastreifen war durch den Überfall der von den USA und der EU als Terrororganisation eingestuften Hamas auf Israel am 7. Oktober ausgelöst worden. Die islamistischen Kämpfer hatten damals israelische Ortschaften überfallen und nach israelischen Angaben etwa 1170 Menschen getötet. Zudem verschleppten sie rund 250 Menschen als Geiseln in den Gazastreifen. Israel geht davon aus, dass 35 der 128 Geiseln, die noch in dem Palästinensergebiet festgehalten werden, bereits tot sind.
Israel geht seit dem Hamas-Großangriff massiv militärisch im Gazastreifen vor. Dabei wurden nach jüngsten Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, mehr als 34.600 Menschen getötet.
Unterdessen verzögerte sich der Bau einer von den USA finanzierten provisorischen Landungsbrücke zur Lieferung von Hilfsgütern in den Gazastreifen. Stürme und hoher Wellengang hätten die Arbeitsbedingungen erschwert, erklärte das US-Zentralkommando (Centcom) am Freitag. Die teilweise errichtete Landungsbrücke und die ebenfalls am Bau beteiligten Militärschiffe seien vorübergehend in den Hafen von Aschdod verlegt worden. Dort werde der Bau fortgesetzt.
T.L.Marti--NZN