SDAX
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Die radikalislamische Hamas hat nach eigenen Angaben einem Vorschlag Ägyptens und Katars für eine Feuerpause im Gazastreifen zugestimmt. Der Leiter des Politbüros der Hamas, Ismail Hanija, habe beide Vermittler darüber informiert, dass die Hamas ihren Vorschlag für eine Vereinbarung über eine Waffenruhe annehme, teilte die Palästinenserorganisation am Montag mit. Israel erklärte, es prüfe den Vorschlag. Die israelische Armee bekräftigte indes einen Aufruf zur Evakuierung des Ostteils der Stadt Rafah und flog dort massive Luftangriffe.
"Wir rufen die Bewohner auch heute Abend zur Evakuierung auf", sagte Armeesprecher Daniel Hagari im Rundfunk. Die israelische Luftwaffe habe im Laufe des Tages mehr als 50 "Terrorziele" im Gebiet Rafah angegriffen, fügte er hinzu. Die Evakuierung der im südlichen Gazastreifen gelegenen Stadt diene der Vorbereitung einer "Bodenoperation".
Die Hamas teilte auf ihrer Website mit, Hanija habe mit dem Ministerpräsidenten Katars, Scheich Mohammed bin Abdulrahman Al Thani, und dem ägyptischen Geheimdienstchef Abbas Kamel telefoniert. Der ranghohe Hamas-Vertreter Chalil al-Hajja erklärte, der vereinbarte Vorschlag sehe eine dreistufige Feuerpause mit dem Ziel eines dauerhaften Waffenstillstands vor.
Al-Hajja sagte dem katarischen Sender Al-Dschasira, jede der drei Phasen würde 42 Tage dauern. Zudem enthalte die Vereinbarung Pläne für einen vollständigen Rückzug Israels aus dem Gazastreifen, die Rückkehr der durch den anhaltenden Krieg vertriebenen Palästinenser sowie einen Austausch von Geiseln und Gefangenen.
Ein hochrangiger Vertreter der Palästinenserorganisation erklärte, nun komme es auf Israel an. "Nachdem die Hamas dem Vorschlag der Vermittler für eine Waffenruhe zugestimmt hat, liegt es nun an der israelischen Besatzungsmacht, ob sie dem Abkommen zustimmt oder es behindert", sagte der Hamas-Vertreter, der anonym bleiben wollte, der Nachrichtenagentur AFP.
Ein hochrangiger israelischer Beamter erklärte seinerseits, die Regierung prüfe den Vorschlag. "Wir haben den Vorschlag erhalten und prüfen ihn", sagte der Beamte, der anonym bleiben wollte, der AFP und fügte hinzu, dass es sich bei dem Vorschlag nicht um den vereinbarten Rahmen handele.
Die US-Regierung prüft nach eigenen Angaben die Antwort der Hamas auf den Vorschlag. "Wir überprüfen diese Antwort jetzt und diskutieren sie mit unseren Partnern in der Region", sagte der Außenministeriumssprecher in Washington, Matthew Miller.
Nach Angaben eines AFP-Reporters vor Ort feierten die Menschen im Gazastreifen am Montagabend die Zustimmung der Hamas zu dem Abkommen. In den Straßen von Rafah riefen Menschen demnach Parolen, weinten Freudentränen und gaben Schüsse in die Luft ab.
Kurz darauf wurden heftige Angriffe auf die Stadt geflogen. In der vergangenen halben Stunde fanden die Angriffe "praktisch ununterbrochen statt", sagte eine AFP-Korrespondentin in Rafah kurz vor 22.00 Uhr (Ortszeit, 21.00 MESZ).
Die Verhandlungen über eine neue Feuerpause und die Freilassung weiterer Hamas-Geiseln unter Vermittlung der USA, Katars und Ägyptens dauern bereits seit Monaten an und gestalten sich schwierig.
Am Montagmorgen hatte die israelische Armee die Bewohner im Osten von Rafah zur Evakuierung aufgerufen. Dem palästinensischen Roten Halbmond zufolge verließen bereits "tausende" Menschen das Gebiet. Die israelische Regierung hatte kürzlich bekräftigt, eine geplante Bodenoffensive in Rafah trotz heftiger internationaler Kritik umsetzen zu wollen. Sie bezeichnet die Stadt als letzte verbliebene Hochburg der Hamas.
In Rafah haben rund 1,2 Millionen Menschen Zuflucht vor den Kämpfen zwischen Israels Armee und der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas gesucht.
Die israelische Offensive im Gazastreifen war durch den beispiellosen Großangriff der Hamas auf Israel vom 7. Oktober ausgelöst worden. Dabei wurden nach israelischen Angaben etwa 1170 Menschen getötet und rund 250 weitere als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Durch die anschließenden israelischen Angriffe im Gazastreifen wurden nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, inzwischen mehr als 34.700 Menschen getötet.
H.Roth--NZN