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Die ukrainische Armee gerät in der Region Charkiw durch die russische Offensive zunehmend in Bedrängnis. Der ukrainische Generalstab räumte am Montag "taktische Erfolge" der russischen Truppen in der Region im Nordosten der Ukraine ein. Heftige Kämpfe wurden insbesondere aus der an der russischen Grenze gelegenen Stadt Wowtschansk gemeldet. Russische Soldaten rückten dort nach Polizeiangaben bereits bis an den Stadtrand vor.
Mehr als 30 Ortschaften in der Region Charkiw seien am Montag von "feindlichem Artillerie- und Mörserfeuer getroffen" worden, erklärte Gouverneur Oleh Synehubow in Online-Netzwerken. In den vergangenen Tagen seien mehr als 5700 Menschen aus der Region evakuiert worden.
Die russische Armee hatte am Freitag nach ukrainischen Angaben von Russland aus eine Bodenoffensive in der Region Charkiw gestartet und versucht, in Richtung der Ortschaft Lypzi und der Stadt Wowtschansk vorzurücken.
Nach Angaben des Telegram-Kanals "Deepstate", der der ukrainischen Armee nahesteht, nahm die russische Armee während ihrer Offensive bereits ein Gebiet von rund hundert Quadratkilometern ein. "Der Feind rückt weiter auf Wowtschansk vor, er fasst Fuß am Stadtrand, um weiter in die Stadt einzudringen", hieß es weiter.
Das gesamte Grenzgebiet um Charkiw stehe "fast rund um die Uhr" unter russischem Beschuss, erklärte Gouverneur Synehubow am Sonntag in Online-Medien. Nach Angaben des ukrainischen Generalstabs verlegte die russische Armee "bis zu fünf Bataillone" in das umkämpfte Gebiet. Insbesondere in der Stadt Wowtschansk gingen die Kämpfe demnach weiter.
Schätzungen zufolge befinden sich noch rund 500 Zivilisten in Wowtschansk. Trotz des Vorrückens der russischen Armee bringe die Polizei weiterhin Einwohner aus der Stadt in Sicherheit, sagte der Polizeichef der Region Charkiw, Wolodymyr Tymoschko. Wowtschansk werde von drei Seiten angegriffen und russische Truppen stünden am Stadtrand.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sprach von "erbitterten Kämpfen" in der Region. Das Ziel hinter den russischen Angriffen sei es, "unsere Kräfte auseinander zu ziehen und die Moral zu untergraben", sagte Selenskyj am Sonntag. Die Lage rund um Wowtschansk sei "äußerst schwierig".
Der ukrainische Armeechef Oleksandr Syrsky erklärte am Sonntag, dass "die Versuche, unsere Verteidigung zu durchbrechen, gestoppt worden" seien. Er räumte jedoch ein, dass sich die Situation in der Region Charkiw "bedeutend verschlechtert" habe und "kompliziert" bleibe. Die ukrainischen Streitkräfte "tun alles, was sie können, um ihre Verteidigungslinien aufrechtzuerhalten und dem Feind Schaden zuzufügen", betonte Syrsky.
Moskau hat seit Beginn seiner Invasion im Februar 2022 versucht, die Grenzregion Charkiw zu erobern; im Herbst 2022 musste sich die russische Armee von dort aber wieder weitgehend zurückziehen.
Doch wie überall an der Front sind es auch in dieser Region seit dem Scheitern der ukrainischen Gegenoffensive im Sommer 2023 die russischen Streitkräfte, die derzeit auf dem Vormarsch sind. Am Samstag hatte das russische Verteidigungsministerium die Einnahme von fünf Dörfern in der Region sowie einem in der Region Donezk gemeldet.
Die Ukraine griff derweil nach Angaben aus Verteidigungskreisen in Kiew ein Tanklager und ein elektrisches Umspannwerk im Westen Russlands mit Drohnen an. Demnach handelte es sich um eine Aktion des ukrainischen Inlandsgeheimdienstes SBU.
Das Tanklager befindet sich den Angaben zufolge in der russischen Grenzregion Belgorod, das Umspannwerk in der weiter von der Grenze entfernt liegenden Nachbarregion Lipezk. Die Behörden in Belgorod bestätigten den Angriff zunächst nicht. Der Gouverneur von Lipezk, Igor Artamonow, erklärte, ein Umspannwerk sei in Flammen aufgegangen, ohne die Ukraine direkt dafür verantwortlich zu machen.
Das Verteidigungsministerium in Moskau hatte zuvor den Abschuss von 31 ukrainischen Drohnen über russischem Gebiet und der annektierten Halbinsel Krim gemeldet. Am Sonntag waren in der Stadt Belgorod nach Behördenangaben bei einem ukrainischen Luftangriff 15 Menschen getötet worden. Russland und die Ukraine hatten in den vergangenen Wochen die Angriffe auf Energiestandorte der jeweils anderen Seite ausgeweitet.
M.Hug--NZN