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Im historischen Schweigegeldprozess gegen den früheren US-Präsidenten Donald Trump hat dessen früherer Anwalt Michael Cohen davon berichtet, wie er potenziell für Trump schädliche Berichte über angebliche außereheliche Sex-Eskapaden zu unterdrücken geholfen habe. Cohen - der Schlüsselzeuge der Anklage - schilderte am Montag vor dem New Yorker Gericht die während des Präsidentschaftswahlkampfs 2016 angewendete "catch and kill"-Methode, mit der solche Geschichten "eingefangen" und "getötet" wurden, bevor sie öffentlich wurden.
In dem ersten Strafprozess der Geschichte gegen einen früheren US-Präsidenten geht es um eine Schweigegeldzahlung an die frühere Pornodarstellerin Stormy Daniels, die laut eigener Schilderung im Jahr 2006 eine Sexaffäre mit Trump gehabt hatte. Durch das Schweigegeld wurde verhindert, dass sie mit dieser Geschichte an die Öffentlichkeit ging. Trump ist angeklagt, das Schweigegeld per Fälschung von Geschäftsdokumenten vertuscht zu haben.
Der einstige Trump-Intimus Cohen, der sich zu dessen erbittertem Feind gewandelt hat, hatte seinerzeit das Schweigegeld von 130.000 Dollar (nach heutigem Wert etwa 120.000 Euro) an Stormy Daniels überwiesen. Die Anklage will mittels Cohens Aussage ihren Vorwurf untermauern, dass die Schweigegeldzahlung mit Trumps Billigung erfolgte, dieser also direkt involviert war. Dabei geht es auch um die Anschuldigung, dass es sich um eine illegale Wahlbeeinflussung handelte.
Cohen wurde zu Beginn seiner Aussage von Staatsanwältin Susan Hoffinger gefragt, ob er früher zugunsten Trumps gelogen und Menschen drangsaliert habe. Der 57-Jährige antwortete: "Ja. (...). Wenn das erforderlich war, um die Aufgaben zu erledigen." Dann schilderte Cohen die "catch and kill"-Methode und bestätigte damit Aussagen des früheren Herausgebers des Skandalblatts "National Enquirer", David Pecker, der ebenfalls in dem Prozess als Zeuge aufgetreten war.
Pecker hatte bei der Unterdrückung von für Trumps Wahlchancen potenziell negativen Geschichten mit Cohen zusammengearbeitet. In Cohens Aussage ging es zunächst jedoch nicht um Stormy Daniels, sondern um das frühere "Playboy"-Model Karen McDougal, das laut eigener Schilderung ebenfalls Sex mit Trump gehabt hatte. Der "National Enquirer" kaufte McDougal die Exklusivrechte an ihrer Geschichte für 150.000 Dollar ab - veröffentlichte sie dann aber nicht.
Trump habe ihn aufgefordert, dafür zu sorgen, dass die McDougal-Geschichte "geheim bleibt", sagte Cohen aus. Trump verfolgte die Aussage seines ehemaligen Vertrauten mit großteils regloser Miene. Cohen erwartet eine scharfe Befragung durch die Verteidigung, die ihn als chronischen Lügner darzustellen versuchen wird.
Cohen hatte zehn Jahre lang für Trump gearbeitet und galt als dessen Ausputzer, also Spezialist für die Lösung besonders kniffliger Probleme. Er setzte sich mit derartiger Vehemenz für Trump ein, dass er auch als dessen "Pitbull" bezeichnet wurde. Während Trumps Präsidentschaft geriet Cohen dann jedoch unter den Druck von Ermittlungen und wandelte sich zum Feind seines vormaligen Chefs.
Vor der Justiz und auch im US-Kongress sagte Cohen schon damals gegen Trump aus. Bereits seinerzeit erhob er den Vorwurf, dass ihn Trump zu der Schweigegeldzahlung an Stormy Daniels angewiesen habe. Cohen selbst wurde 2018 wegen Steuer- und Finanzdelikten sowie Falschaussagen zu dreijähriger Haft verurteilt. Die Strafe verbüßte er teils im Gefängnis, teils unter Hausarrest.
Ein Teil der Delikte, die ihm die Haftstrafe einbrachten, bezog sich auf das Schweigegeld für Stormy Daniels, das in Cohens Verurteilung als illegale Wahlkampffinanzierung eingestuft wurde.
Das Geld für Stormy Daniels bekam Cohen laut den Ermittlern später von Trump zurückgezahlt, als dieser bereits Präsident war. Laut der Anklage waren diese Erstattungen fälschlich als Anwaltskosten ausgewiesen.
In der vergangenen Woche hatte Stormy Daniels in dem Prozess ausgesagt und dabei detailreich ihre angebliche Sexaffäre mit dem Immobilienmogul geschildert. Trump hat in dem Verfahren auf nicht schuldig plädiert. Er bestreitet auch, sexuelle Beziehungen zu Stormy Daniels und McDougal gehabt zu haben.
Den New Yorker Prozess wie auch die drei weiteren gegen ihn erhobenen strafrechtlichen Anklagen bezeichnet der Republikaner als politisch gesteuerte Manöver, um seinen Wiedereinzug ins Weiße Haus zu verhindern. Trump will bei der Präsidentschaftswahl im November gegen Amtsinhaber Joe Biden antreten, gegen den er bei der Wahl 2020 unterlegen war.
In zwei der drei anderen strafrechtlichen Fälle ist Trump wegen seiner massiven Versuche angeklagt, seine Wahlniederlage von 2020 gegen Biden zu kippen. Die weitere Anklage bezieht sich auf Trumps Mitnahme geheimer Regierungsdokumente in sein Privatanwesen im US-Bundesstaat Florida.
U.Ammann--NZN