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Bei gewaltsamen Protesten gegen eine Reform des Wahlrechts im französischen Überseegebiet Neukaledonien sind zwei Menschen getötet worden. Zudem wurden "hunderte" Menschen nach Angaben des französischen Innenminister Gérald Darmanin bei den Unruhen in der Nacht zum Mittwoch verletzt, darunter etwa hundert Polizisten und Gendarmen. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron rief angesichts des Gewaltausbruchs eine Krisensitzung ein.
Eine der getöteten Personen wurde nach Angaben des französischen Hochkommissars, Louis Le Franc, dem Vertreter Frankreichs in Neukaledonien, erschossen. Die Kugel kam demnach jedoch nicht aus der Waffe eines Mitglieds der Sicherheitskräfte, sondern wurde von jemanden abgefeuert, der "sich sicherlich verteidigen wollte", sagte er.
Nach ersten Ausschreitungen am Montag hatten die Behörden in der Hauptstadt Nouméa ab Dienstagabend eine nächtliche Ausgangssperre verhängt, die von den Protestierenden jedoch missachtet wurde. Etwa zehn Gebäude wurden laut Darmanin in Brand gesetzt. In der Stadt waren zahlreiche beschädigte und ausgebrannte Autos zu sehen, während Polizei und Gendarmerie Streife fuhren.
Le Franc bezeichnete die Situation als "aufständisch". Ihm zufolge kam es zu Schusswechseln zwischen "Randalierern und zivilen Verteidigungskräften". Allein in der Hauptstadtregion kam es Behördenangaben zufolge zu 140 Festnahmen.
Am Mittwochmorgen bildeten sich aufgrund von Versorgungsengpässen und der Schließung zahlreicher Geschäfte lange Schlangen vor geöffneten Supermärkten und Apotheken. In einigen Vierteln bewaffneten sich Bewohner mit Golf- und Krocketschlägern. "Die Polizei hat viel zu tun, deswegen versuchen wir uns zu schützen", sagte der 42-jährige Sébastien, Bewohner des Viertels Tuband in Nouméa. "Wenn es richtig heiß her geht, rufen wir die Polizei. Unser Ziel ist es, dass jedes Viertel eine eigene Miliz hat."
Hintergrund der Proteste ist eine von der Regierung in Paris diskutierte Verfassungsreform in dem rund 300.000 Bewohner zählenden Überseegebiet im Pazifik. Demnach soll die Wählerschaft bei Provinzwahlen erweitert werden. Bislang dürfen Inselbewohner, die in den vergangenen 25 Jahren vom französischen Festland oder aus anderen Ländern gekommen sind, nicht an Provinzwahlen teilnehmen. Das sind fast 20 Prozent. Anhängerinnen und Anhänger der Unabhängigkeitsbewegung auf der Insel befürchten, dass eine Reform des Wahlrechts den Einfluss des französischen Festlands verstärkt.
Die französische Nationalversammlung in Paris hatte der Reform in der vergangenen Nacht zugestimmt. Da es sich um eine Verfassungsänderung handelt, muss sie noch von einer gemeinsamen Versammlung aus beiden Parlamentskammern bestätigt werden. Laut Macron soll diese Abstimmung noch vor Ende Juni stattfinden.
Der zur Unabhängigkeitsbewegung zählende Regionalpräsident von Neukaledonien, Louis Mapou, sagte, das Pariser Votum der vergangenen Nacht habe "große Auswirkungen auf unsere Fähigkeit, Neukaledoniens Geschäfte zu führen".
F.Carpenteri--NZN