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Trotz Russlands Offensive in der ukrainischen Region Charkiw hat Präsident Wolodymyr Selenskyj in der gleichnamigen Stadt mit seinem Kriegskabinett getagt. "Derzeit ist die Lage in der Region Charkiw weitgehend unter Kontrolle", erklärte Selenskyj am Donnerstag bei Telegram. Die ukrainische Armee erklärte, sie habe den russischen Vormarsch in der Region teilweise gestoppt. Bei einem Gipfeltreffen in Peking sprachen sich China und Russland für eine "politische Lösung" in dem Konflikt aus.
Das Gebiet im Nordosten der Ukraine bleibe allerdings "extrem schwierig", weshalb die dortigen ukrainischen Einheiten verstärkt würden, betonte Selenskyj nach einem Treffen mit Kommandeuren in Charkiw.
Ein Armeesprecher erklärte, die ukrainischen Einheiten hätten "die Lage teilweise stabilisiert. Der Vormarsch des Feindes in bestimmten Gebieten und Orten wurde gestoppt." Ukrainische Soldaten versuchten, "den Feind daran zu hindern, Fuß zu fassen", fügte der Armeesprecher im Fernsehen hinzu. Dennoch sei die Situation nach wie vor "kompliziert".
Schätzungen der Nachrichtenagentur AFP zufolge haben Russlands Streitkräfte binnen einer Woche in der Ukraine Geländegewinne von 278 Quadratkilometern erzielt. Allein in der Region Charkiw nahm die russische Armee zwischen dem 9. und 15. Mai 257 Quadratkilometer ein, wie AFP auf Grundlage von Daten des in den USA ansässigen Instituts für Kriegsstudien (ISW) berechnete.
Hinzu kommen demnach Geländegewinne von 21 Quadratkilometern an weiteren Bereichen der Front, etwa durch die Einnahme des Dorfes Robotyne im Süden. Insgesamt waren dies die größten russischen Geländegewinne seit Dezember 2022.
Laut den Daten des ISW hat Moskau seit dem Beginn des Krieges im Februar 2022 rund 65.300 Quadratkilometer des ukrainischen Staatsgebiets eingenommen - etwa zwölf Prozent der Fläche des Landes. Die bereits zuvor von Russland annektierte Halbinsel Krim ist darin nicht eingerechnet.
Russland hatte vor einer Woche eine Offensive in der Region Charkiw gestartet und seitdem die Einnahme mehrerer Dörfer gemeldet. Rund 9000 Menschen wurden aus den betroffenen Ortschaften in Sicherheit gebracht.
Der ukrainische Innenminister Ihor Klymenko warf Moskau vor, in der Grenzstadt Wowtschansk Zivilisten gefangen genommen und erschossen zu haben. Nach Berichten von Geheimdiensten habe das russische Militär den Einwohnern "nicht erlaubt, die Stadt zu evakuieren", schrieb Klymenko auf Telegram.
"Sie haben begonnen, Menschen zu entführen und in Keller zu treiben." Es gäbe zudem Berichte über "erste Erschießungen von Zivilisten durch das russische Militär". Es seien Ermittlungen wegen "Kriegsverbrechen" eingeleitet worden. Die Vorwürfe ließen sich zunächst nicht überprüfen. Aus Moskau gab es keine Reaktion auf die Anschuldigungen.
In Peking erklärte Staatschef Xi Jinping bei einem Treffen mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin, China und Russland seien sich einig, "dass eine politische Lösung für die Krise in der Ukraine der richtige Weg ist". Chinas Position in dieser Frage sei "immer klar gewesen", sagte Xi.
Putin war am Donnerstag zu einem zweitägigen Besuch in Peking eingetroffen. Es ist seine erste Auslandsreise nach seiner Wiederwahl und seine zweite Reise nach China binnen sieben Monaten.
China nimmt für sich in Anspruch, im Ukraine-Krieg eine neutrale Position einzunehmen. Der Westen kritisiert Peking jedoch dafür, seinen Verbündeten Russland für dessen Invasion in der Ukraine nicht verurteilt zu haben.
L.Muratori--NZN