Euro STOXX 50
26.7400
Knapp zwei Wochen vor der geplanten Ukraine-Friedenskonferenz in der Schweiz hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj China die Behinderung des Gipfels vorgeworfen. Peking arbeite "leider mit Hochdruck daran, Länder von der Teilnahme am Friedensgipfel abzuhalten", sagte Selenskyj am Sonntag am Rande der Shangri-La-Sicherheitskonferenz in Singapur. Unterdessen meldete Russland nach einer erneuten massiven Angriffswelle auf die ukrainische Energieinfrastruktur die Einnahme einer weiteren Ortschaft im Osten des Landes.
Der ukrainische Staatschef Selenskyj sagte zum Vorgehen Chinas, das Land sei "ein Werkzeug in Putins Händen". Russland nutze chinesischen Einfluss und chinesische Diplomaten, um "alles zu tun, um den Friedensgipfel zu stören". Weiter sagte Selenskyj, mehr als 100 Staaten und Organisationen hätten sich bereits zur Teilnehme am Gipfel bereit erklärt. Er lud Staaten aus dem asiatisch-pazifischen Raum ein, sich ihnen anzuschließen.
Der Friedensgipfel ist für den 15. und 16. Juni in der Nähe der Schweizer Stadt Luzern geplant. Russland ist zu dem Treffen nicht eingeladen. Selenskyj hatte China und auch US-Präsident Joe Biden zur Teilnahme aufgefordert. Die chinesische Außenministeriumssprecherin Mao Ning hatte am Freitag jedoch erklärt, aufgrund der "Beschaffenheit des Treffens" sei eine Teilnahme Chinas "schwierig". Fraglich ist bislang zudem unter anderem, ob US-Präsident Joe Biden persönlich teilnimmt.
Unterdessen nahm Russland nach eigenen Angaben eine weitere Ortschaft im Osten der Ukraine ein. Einheiten der russischen Armee sei es gelungen, in der Region Donezk das Dorf Umanske "zu befreien", teilte das Verteidigungsministerium in Moskau am Sonntag mit. Zudem rückten die russischen Truppen auch weiter in Richtung der Stadt Pokrowsk vor.
Umanske, das vor Beginn der russischen Offensive in der Ukraine weniger als 180 Einwohner zählte, liegt etwa 25 Kilometer nordwestlich von Donezk. Dem neuen russischen Verteidigungsminister Andrej Beloussow zufolge hat Russland seit Beginn des Jahres in der Ukraine Geländegewinne von 880 Quadratkilometern erzielt.
In der Nacht zum Samstag hatte Russland die Ukraine erneut mit einer massiven Angriffswelle überzogen, die insbesondere auf Kraftwerke und andere Einrichtungen der Energieinfrastruktur abzielte. Der ukrainischen Luftwaffe zufolge kamen 53 Raketen und 47 Drohnen aus Russland zum Einsatz, laut dem Energieversorger DTEK wurden zwei Wärmekraftwerke schwer beschädigt. Die ukrainische Luftwaffe meldete, 35 Raketen und 46 Drohnen seien abgefangen worden.
Die Ukraine, die sich aufgrund eines Mangels an Munition und Personal seit Monaten in der Defensive an der Front befindet, wird fast jede Nacht aus Russland angegriffen. Dazu kommt die von Russland Anfang Mai gestartete Offensive in der nordöstlichen Region Charkiw.
Die Ukraine, die seit Februar 2022 gegen eine russische Offensive kämpft, hat ihrerseits die Angriffe auf Ziele in Russland verstärkt und dabei vor allem Einrichtungen der Energieinfrastruktur ins Visier genommen.
Bei ukrainischen Angriffen auf die russischen Grenzregionen Belgorod und Kursk wurden am Sonntag nach Angaben der örtlichen Behörden neun Menschen verletzt. In der Region Kursk wurden unterdessen bei einem ukrainischen Drohnenangriff auf ein Auto drei Menschen verletzt, wie der örtliche Gouverneur Alexej Smirnow mitteilte.
Kiew hofft derweil, mithilfe westlicher Waffenlieferungen an der Front wieder die Oberhand zu gewinnen. In den vergangenen Tagen hatten mehrere europäische Staaten sowie die USA der seit Langem geäußerten Bitte der Ukraine entsprochen, den Einsatz westlicher Waffen auch gegen Ziele in Russland zu genehmigen. Am Freitag erlaubte die Bundesregierung der Ukraine, von ihr gelieferte Waffen gegen Ziele im russischen Grenzgebiet zur Region Charkiw einzusetzen.
Zuvor hatte US-Präsident Joe Biden der Ukraine Angriffe auf russische Militärstellungen in der Grenzregion Charkiw mit US-Waffen erlaubt. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hatte am Dienstag erklärt, die Ukraine müsse die Möglichkeit haben, für Angriffe genutzte Stützpunkte in Russland zu "neutralisieren".
P.E.Steiner--NZN