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In Wilmington im US-Bundesstaat Delaware hat ein Prozess gegen den Präsidentensohn Hunter Biden wegen mutmaßlich illegalen Waffenbesitzes begonnen. Zum Auftakt des Gerichtsverfahrens am Montag wurde die Auswahl der zwölf Geschworenen auf den Weg gebracht. Es handelt sich um das erste Gerichtsverfahren der US-Geschichte gegen das Kind eines amtierenden Präsidenten.
Der 54-jährige Hunter Biden wird beschuldigt, im Jahr 2018 kurzzeitig einen Revolver besessen zu haben, obwohl ihm dies als damaligem Konsumenten illegaler Drogen verboten war. In der aus drei Punkten bestehenden Anklage wird ihm ferner vorgeworfen, Falschangaben in einem Formular gemacht zu haben, um die Waffe erwerben zu können. Er habe darin fälschlich behauptet, keine illegalen Rauschmittel zu konsumieren und nicht drogenabhängig zu sein.
Der Präsidentensohn hat in allen drei Anklagepunkten auf nicht schuldig plädiert. Er wurde am ersten Prozesstag von Familienmitgliedern begleitet. Darunter war First Lady Jill Biden, die am Montag ihren 73. Geburtstag hatte. Der Präsident erschien hingegen nicht zu dem Gerichtstermin.
Joe Biden bekundete jedoch in einer schriftlichen Mitteilung, er und seine Frau seien "so stolz" auf Hunter. Als Präsident wolle er ein aktuelles Verfahren vor einem Bundesgericht zwar nicht kommentieren, "aber als Vater habe ich grenzenlose Liebe zu meinem Sohn, Vertrauen in ihn und Respekt für seine Stärke", erklärte Biden.
Der Präsident muss befürchten, dass die juristischen Probleme seines Sohnes seiner Kandidatur für eine zweite Amtszeit bei der Wahl im November schaden. Im September soll im Bundesstaat Kalifornien ein zweiter Prozess gegen Hunter Biden wegen mutmaßlicher Steuerhinterziehung folgen.
Das Gerichtsverfahren in Wilmington wird voraussichtlich ein bis zwei Wochen dauern. Hunter Biden droht in dem Prozess um seinen früheren Schusswaffenbesitz eine Haftstrafe von bis zu 25 Jahren. Da es jedoch seine erste strafrechtliche Verurteilung wäre, kann der frühere Anwalt, Geschäftsmann und Lobbyist mit einer deutlich milderen Strafe rechnen. Häufig gibt es in vergleichbaren Fällen gar keine Haftstrafe.
Der Prozess gegen Hunter Biden begann vier Tage nach dem historischen Schuldspruch wegen Dokumentenfälschung gegen Ex-Präsident Donald Trump durch eine Jury in New York. Der voraussichtliche erneute Präsidentschaftskandidat der Republikaner wurde damit als erster früherer US-Präsident der Geschichte strafrechtlich verurteilt.
Die Geschworenen befanden Trump schuldig, per Fälschung von Geschäftsunterlagen eine Schweigegeldzahlung an die frühere Pornodarstellerin Stormy Daniels vertuscht und damit illegal die Präsidentschaftswahl 2016 beeinflusst zu haben. Das Strafmaß für Trump steht noch aus, zudem wollen seine Verteidiger in Berufung gehen.
D.Graf--NZN