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Die Ukraine kann nach Einschätzung der US-Regierung den Krieg gegen Russland mit ausreichend militärischer Unterstützung gewinnen. "Sie können gewinnen, wenn sie die richtige Ausrüstung und die richtige Unterstützung haben", sagte US-Verteidigungsminister Lloyd Austin am Montag nach einem Besuch in Kiew. Der Pentagon-Chef und US-Außenminister Antony Blinken hatten bei einem Besuch in Kiew am Sonntag eine schrittweise Rückkehr von US-Diplomaten in die Ukraine sowie weitere Militärhilfe angekündigt.
"Der erste Schritt zum Sieg ist der Glaube daran, dass man gewinnen kann", sagte Austin. Davon sei die Ukraine überzeugt. Russland müsse hingegen weiter geschwächt werden. Durch den Krieg habe das Land bereits "viele militärische Fähigkeiten eingebüßt" und viele Soldaten verloren, fügte der Minister hinzu. "Wir wollen, dass Russland so weit geschwächt wird, dass zu so etwas wie dem Einmarsch in die Ukraine nicht mehr in der Lage ist."
Austin hatte am Sonntagabend zusammen mit Blinken den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in Kiew getroffen. Die beiden US-Minister sagten zusätzliche Militärhilfen in Höhe von 700 Millionen Dollar (650 Millionen Euro) zu. Davon sollen etwa 300 Millionen Dollar für Waffenkäufe für die ukrainischen Streitkräfte verwendet werden. Der Rest soll an die regionalen Verbündeten der Ukraine gehen, die dem Land Hilfe geleistet hatten und ihre Waffenbestände wieder auffüllen müssen.
Zudem sollen US-Diplomaten schrittweise in die Ukraine zurückkehren, wie ein hochrangiger Beamter des US-Außenministeriums in der Nacht zum Montag erklärte. Die Diplomaten waren angesichts der russischen Invasion aus der Ukraine nach Polen in Sicherheit gebracht worden und hatten von dort aus gearbeitet.
Blinken erklärte, dass US-Präsident Joe Biden in den kommenden Tagen die derzeitige US-Botschafterin in der Slowakei, Bridget Brink, zur neuen Botschafterin in Kiew ernennen wolle. Der US-Botschafterposten in Kiew ist seit 2019 offiziell unbesetzt.
Aus Sicherheitsgründen war der Besuch der beiden US-Minister von Washington erst bestätigt worden, nachdem Austin und Blinken das ukrainische Hoheitsgebiet wieder verlassen hatten. Zuvor hatte jedoch der ukrainische Präsidentenberater Oleksij Arestowitsch in einem Interview auf der Videoplattform Youtube die Anwesenheit der Regierungsvertreter bestätigt.
Russland meldete derweil am Montag den Abschuss zweier ukrainischer Drohnen nahe der Grenze. Die Luftabwehr habe die Drohnen am frühen Morgen im Bezirk Rylsk abgeschossen, teilte der Gouverneur der Region Kursk, Roman Starowoyt, auf Telegram mit. Opfer oder Schäden habe es dabei nicht gegeben.
Im russischen Brjansk geriet am Montag ein großes Treibstofflager in Brand. Zur Brandursache äußerten sich die russischen Behörden nicht. Brjansk liegt 150 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt und dient als Logistik-Stützpunkt für Russlands Militäreinsatz in der Ukraine.
Moskau hat die ukrainischen Streitkräfte wiederholt beschuldigt, Angriffe auf russischem Gebiet vorgenommen zu haben, unter anderem auf ein Dorf in der Region Brjansk Mitte April.
Am Vortag waren die russischen Angriffe im Süden der Ukraine unvermindert fortgesetzt worden. Der Vize-Kommandeur des nationalistischen ukrainischen Asow-Regiments, Swjatoslaw Palamar, erklärte am Sonntag, Russland führe seine Angriffe aus der Luft und per Artillerie auf die Stahlwerke von Mariupol fort. Russische Infanteriesoldaten versuchten demnach, das Industriegelände zu stürmen.
Auf dem riesigen Gelände des Konzerns Asow-Stahl haben sich hunderte ukrainische Soldaten und Zivilisten verschanzt. Der russische Präsident Wladimir Putin hatte am Donnerstag angeordnet, das Werk weiter zu belagern - so engmaschig, dass "keine Fliege mehr heraus kann".
Arestowitsch sagte am Sonntag, die ukrainische Regierung habe Russland Verhandlungen nahe der Industrieanlage angeboten. Die Antwort der russischen Verhandlungsdelegation stehe noch aus.
H.Roth--NZN