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Acht Monate nach dem Großangriff auf Israel hat die israelische Armee vier Geiseln lebend aus der Gewalt der radikalislamischen Hamas befreit. Sie seien am Samstagmorgen bei einer "komplexen" Befreiungsaktion in Nuseirat im Zentrum des Gazastreifens in Sicherheit gebracht worden, teilte die israelische Armee mit. Die Hamas warf Israel vor, bei Angriffen in der Flüchtlingssiedlung Nuseirat am Samstag 210 Menschen getötet zu haben.
Bei den befreiten Geiseln handelt es sich nach Armeeangaben um die 26-jährige Noa Argamani, den 22-jährigen Almog Meir Jan, den 27-jährigen Andrey Kozlov und den 41-jährigen Schlomi Ziv. Die vier Israelis waren den Angaben zufolge beim Großangriff der Hamas am 7. Oktober vom Nova-Musikfestival im Süden Israels verschleppt worden.
Die vier Israelis seien bei guter Gesundheit, teilte die Armee mit. Sie seien zur Untersuchung in ein Krankenhaus nahe Tel Aviv gebracht worden. In Online-Netzwerken veröffentlichte Aufnahmen zeigten, wie Argamani von ihrem Vater in Empfang genommen wurde und wie Badegäste an einem Strand in Tel Aviv in Jubel ausbrachen, als der Bademeister die Befreiung der Geiseln bekanntgab. Im israelischen Fernsehen war zu sehen, wie die 26-jährige Argamani mit Präsident Isaac Herzog telefonierte.
Der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu erklärte, die Befreiungsaktion zeige, "dass Israel nicht vor dem Terrorismus kapituliert" und weiter mit "Kreativität und Mut" handeln werde, um die Geiseln nach Hause zu bringen.
Nach Angaben der Armee wurden die Geiseln aus einem Wohngebiet der Flüchtlingssiedlung Nuseirat befreit. Armeesprecher Daniel Hagari sagte, die Geiseln seien in zwei Wohnungen in verschiedenen Gebäuden festgehalten worden. In den drei- und vierstockigen Häusern hätten sich neben Bewachern auch Zivilisten aufgehalten.
In der Wohnung, in der die drei Männer festgehalten wurden, gerieten die Befreier unter Beschuss, wie Hagari sagte. Ein Polizist sei während der Gefechte schwer verletzt worden und später seinen Verletzungen erlegen. Auch während ihres Rückzugs seien die Israelis "von Terroristen angegriffen" und mit Panzerfäusten beschossen worden.
Die im Gazastreifen herrschende Hamas erklärte, bei israelischen Angriffen in Nuseirat seien am Samstag 210 Menschen getötet und mehr als 400 weitere verletzt worden. Die Angaben der militanten Palästinenserorganisation können nicht unabhängig überprüft werden. Ein Sprecher des Al-Aksa-Krankenhauses in Deir al-Balah hatte zuvor gesagt, bei israelischen Luftangriffen auf Ziele im Zentrum des Gazastreifens, darunter in Nuseirat, seien am Samstag mindestens 15 Menschen getötet worden. Die Befreiung von vier israelischen Geiseln in Nuseirat erwähnte die Hamas nicht.
"Noa, Almog, Andrey und Schlomi: Wir sind sehr überglücklich, euch zu Hause willkommen zu heißen", erklärte der israelische Verteidigungsminister Joav Gallant. Er bezeichnete die Befreiungsaktion der Armee als "heroisch". Auch das Forum der Geiselfamilien reagierte erleichtert. Es nannte die Befreiung einen "wundersamen Triumph" und rief die israelische Regierung auf, sich für die Freilassung der verbliebenen Geiseln einzusetzen.
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) nannte die Befreiung der vier Israelis "ein wichtiges Zeichen der Hoffnung" für die Angehörigen der noch im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln. US-Präsident Joe Biden versicherte bei einem Besuch in Frankreich, sich weiter für eine Freilassung aller Geiseln und eine Waffenruhe im Gazastreifen einzusetzen.
Die israelische Armee kämpft seit dem 7. Oktober im Gazastreifen gegen die Hamas. Der Krieg wurde durch den Großangriff der Hamas auf Israel ausgelöst, bei dem islamistische Kämpfer laut israelischen Angaben 1194 Menschen töteten und 251 Menschen als Geiseln in den Gazastreifen verschleppten. 116 Geiseln befinden sich nach Angaben der israelischen Armee noch in der Gewalt der Hamas. 41 von ihnen sollen bereits tot sein.
Als Reaktion auf den Großangriff der Hamas geht Israel seither massiv militärisch im Gazastreifen vor. Nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums, die nicht unabhängig überprüft werden können, wurden dabei bislang mehr als 36.800 Menschen getötet.
Die Armee hatte zuletzt ihre Angriffe auf den zentralen Gazastreifen und insbesondere auf Nuseirat verstärkt. Am Samstagmorgen hatte die israelische Armee mitgeteilt, dass sie "terroristische Infrastruktur in der Gegend von Nuseirat" ins Visier nehme. In der nördlichen Stadt Gaza wurden nach Angaben von Rettungskräften in der Nacht zudem fünf Menschen getötet, als ein israelischer Kampfjet ein Wohnhaus bombardiert habe.
S.Scheidegger--NZN