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Singapur hat trotz internationaler Proteste und Gnadenappelle einen geistig behinderten Mann aus Malaysia hingerichtet. Das Todesurteil gegen den 34-jährigen Nagaenthran K. Dharmalingam wurde nach Angaben seiner Familie am Mittwochmorgen vollstreckt. Nagaenthran war 2009 im Alter von 21 Jahren festgenommen worden, als er mit 43 Gramm Heroin nach Singapur einreiste. Nach Angaben seiner Unterstützer hat er einen Intelligenzquotienten von 69 - ein Wert, der als geistige Behinderung gilt.
Nagaenthran wurde 2010 schuldig gesprochen und zum Tode verurteilt. Seitdem haben Singapurs Regierung und Justiz alle Gnadengesuche und Einsprüche gegen die Vollstreckung des Todesurteils abgewiesen. Nagaenthrans Unterstützer argumentierten, die Hinrichtung eines geistig Behinderten verstoße gegen das Völlkerrecht und internationale Standards. Singapurs Gerichte erklärten jedoch, Nagaenthran sei sich über sein Handeln im Klaren gewesen.
Am Dienstag wies ein Richter einen letzten Einspruch von Nagaenthrans Mutter zurück und gab damit grünes Licht für die seit November ausgesetzte Hinrichtung. "Es ist unglaublich, dass Singapur trotz internationaler Appelle, sein Leben zu verschonen, mit der Hinrichtung fortfuhr", sagte Nagaenthrans Schwester Sarmila Dharmalingam am Mittwoch der Nachrichtenagentur AFP in Malaysia. Die Familie sei "extrem traurig" und "in einem Schockzustand".
Singapurs Behörden bestätigten die Hinrichtung zunächst nicht. Nach Angaben von Nagaenthrans Schwestern soll sein Leichnam zur Beisetzung in die malaysische Stadt Ipoh überführt werden.
Die geplante Hinrichtung hatte international Proteste ausgelöst, unter anderem von der UNO, der EU und dem britischen Milliardär Richard Branson. In Malaysia und auch in Singapur, wo öffentliche Proteste extrem selten sind, gab es Mahnwachen und Demonstrationen.
Als Reaktion auf den Fall kritisierte die EU die Todesstrafe am Mittwoch als "grausam und unmenschlich". Eine EU-Sprecherin forderte Singapur auf, ein Moratorium für Hinrichtungen zu verhängen und die Todesstrafe abzuschaffen.
Die Menschenrechtsorganisation Reprieve, die sich gegen die Todesstrafe einsetzt, erklärte, Nagaenthran sei "das Opfer eines tragischen Justizirrtums". Direktorin Maya Foa erklärte: "Einen geistig behinderten und psychisch kranken Mann zu hängen, ist nicht zu rechtfertigen und stellt einen eklatanten Verstoß gegen internationale Gesetze dar, die Singapur unterzeichnet hat."
Singapur gehört nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Amnesty International zu den wenigen Ländern weltweit, in denen Drogendelikte immer noch mit der Todesstrafe geahndet werden. Im März hatte Singapur die Exekutionen nach zweijähriger Unterbrechung wieder aufgenommen. Damals wurde ein Drogenhändler gehängt. Ein weiterer malaysischer Drogenhändler soll am Freitag hingerichtet werden.
I.Widmer--NZN