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Bei der Präsidentschaftswahl auf den Philippinen zeichnet sich ein klarer Sieg des Diktatorensohns Ferdinand Marcos Junior ab. Wie philippinische Medien am Montag unter Berufung auf die amtliche Wahlkommission berichteten, lag der Sohn des gleichnamigen früheren Machthabers bei mehr als doppelt so vielen Stimmen wie seine Hauptrivalin, die amtierende Vizepräsidentin Leni Robredo. Überschattet wurde die Wahl von gewaltsamen Zwischenfällen mit mindestens vier Toten.
Nachdem mehr als 60 Prozent der 70.000 Wahllokale ihre Resultate an die Kommission übermittelt hatten, kam Marcos demnach auf über 20 Millionen Stimmen. Robredo lag hingegen nur bei 9,4 Millionen Stimmen. Ferdinand Marcos Junior bewarb sich rund dreieinhalb Jahrzehnte nach der Absetzung seines Vaters und der Vertreibung der Familie ins Exil um die Nachfolge des umstrittenen Präsidenten Rodrigo Duterte.
2016 hatte Marcos Jr. nur knapp das Rennen um die Vizepräsidentschaft gegen Robredo verloren. Vor seiner Stimmabgabe in einer Grundschule in der nördlichen Stadt Batac wurde das Gebäude von Bombenspürhunden durchkämmt.
Insgesamt standen zehn Kandidaten zur Wahl, doch nur Vizepräsidentin Robredo und Marcos Junior hatten realistische Chancen. In jüngsten Umfragen hatte der 64-jährige Marcos bereits bei 56 Prozent und damit deutlich vor seiner Rivalin gelegen. Robredo gab ihre Stimme in einer Schule in der zentralen Provinz Camarines Sur ab, wo sie von Anhängern bejubelt wurde.
Nach sechs Jahren autoritären Regierens durch Duterte befürchten Menschenrechtsaktivisten, Führer der katholischen Kirche und politische Analysten, dass ein Präsident Marcos Junior noch autokratischer regieren könnte. "Wir glauben, dass dies die Menschenrechtskrise im Land verschärfen wird", sagte Cristina Palabay, Generalsekretärin der Menschenrechtsallianz Karapatan.
Im Wahlkampf hatte Marcos Junior eine groß angelegte Medienkampagne zur Beschönigung der 20-jährigen Diktatur seines Vaters gefahren. Weit verbreiteter Klientelismus und allgemeine Enttäuschung der Wähler über die Bilanz vergangener Regierungen befeuerten zudem das nun wahrscheinliche Comeback des Marcos-Clans.
Bereits vor Sonnenaufgang standen Menschen vor Grundschulen und anderen Wahllokalen auf dem Archipel Schlange, um ihre Stimme abzugeben. Die Wahlbeteiligung unter den mehr als 65 Millionen stimmberechtigten Philippinern dürfte hoch gewesen sein. Neben dem Staatsoberhaupt wurde auch dessen Stellvertreter, das Parlament, die Hälfte der Senatoren und tausende lokale Posten neu gewählt.
Mehr als 60.000 Sicherheitskräfte waren am Montag zum Schutz der Stimmzettel und Wahlhelfer im Einsatz. Auf der Insel Mindanao eröffneten Angreifer das Feuer auf eine Schule, die als Wahllokal diente. Dabei wurden der Polizei zufolge drei Wachmänner getötet und ein vierter verletzt.
Bei einer weiteren Attacke bewaffneter Männer auf ein Wahllokal auf der Insel wurden nach Polizeiangaben ein Wähler getötet und zwei weitere verletzt. Bei einer Explosion vor einem weiteren Wahlbüro auf Mindanao waren nach Behördenangaben zuvor bereits neun Menschen verletzt worden.
Die Tochter des amtierenden Präsidenten und Kandidatin für das Amt der Vizepräsidentin, Sara Duterte, sagte, sie hoffe, dass die Wähler durch die Gewalt nicht "entrechtet" würden. Marcos Junior hatte jüngst vor Wahlmanipulation gewarnt - seine Anhänger sollten einen "erneuten Diebstahl der Wahl" verhindern.
Auf Mindanao im Süden des Archipels gibt es zahlreiche bewaffnete Gruppen, die von kommunistischen Aufständischen bis hin zu militanten Islamisten reichen. Bei Wahlen kommt es regelmäßig zu tödlichen Anschlägen.
L.Rossi--NZN