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Israel hat nach den iranischen Raketenangriffen Vergeltung angekündigt. Der Iran habe "einen großen Fehler gemacht und er wird dafür bezahlen", erklärte Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu am Dienstag. Nach Angaben von US-Präsident Joe Biden beraten die USA mit ihrem Verbündeten Israel über eine mögliche Reaktion. Der Iran hatte Israel zuvor zum zweiten Mal binnen sechs Monaten mit Raketen angegriffen, nach Angaben der israelischen Armee wurde "eine große Anzahl" iranischer Raketen abgefangen. Das israelische Militär griff später Stellungen der pro-iranischen Hisbollah-Miliz in der libanesischen Hauptstadt Beirut an.
"Wer immer uns angreift, den werden wir angreifen", erklärte Netanjahu weiter. Armeesprecher Daniel Hagari sagte, "dieser Angriff wird Konsequenzen haben". Er fuhr fort: "Wir haben Pläne, und wir werden an dem Ort und zu der Zeit handeln, die wir bestimmen."
US-Präsident Biden sagte, es gebe Gespräche mit Israel über eine mögliche Reaktion. Wie diese aussehen könnte, werde "im Moment aktiv diskutiert", sagte Biden. "Das bleibt abzuwarten." Biden bezeichnete die iranischen Angriffe als gescheitert und sicherte Israel erneut die volle Unterstützung der USA zu. Zuvor hatten bereits sein Nationaler Sicherheitsberater Jake Sullivan und US-Außenamtssprecher Matthew Miller "Konsequenzen" für den Iran angekündigt.
Nach Angaben der israelischen Armee wurden bei den iranischen Angriffen etwa 180 Raketen eingesetzt, "die vom Iran aus auf israelisches Gebiet abgefeuert wurden". Das iranische Staatsfernsehen meldete, 200 Raketen seien gestartet worden. In ganz Israel war Luftalarm zu hören.
"Eine große Anzahl" iranischer Raketen sei abgefangen worden, teilte die israelische Armee mit. Es habe aber auch ein paar "Einschläge" im Zentrum und im Süden des Landes gegeben, sagte Armeesprecher Hagari. Die Opferbilanz belief sich nach ersten Informationen auf einen durch herabstürzende Raketenteile getöteten Palästinenser im Westjordanland sowie zwei leicht Verletzte im Raum Tel Aviv.
Bei den iranischen Angriffen war Israels Raketenabwehrschirm Iron Dome im Einsatz. Auch die US-Armee und Jordanien kamen Israel bei der Abwehr der iranischen Raketen zur Hilfe. Nach rund einer Stunde gab das israelische Militär Entwarnung: Es bestehe "im Moment" keine Gefahr mehr durch iranische Angriffe, hieß es.
Der iranische Außenminister Sejed Abbas Aragtschi erklärte im Onlinedienst X, die Aktion sei zu Ende, "es sei denn, das israelische Regime beschließt, weitere Vergeltungsmaßnahmen zu ergreifen".
Die iranischen Revolutionsgarden erklärten, der Angriff auf Israel sei eine Reaktion auf die Tötung des Chefs der pro-iranischen Hisbollah, Hassan Nasrallah, in der vergangenen Woche in Beirut sowie des Chefs der radikalislamischen Hamas, Ismail Hanija, Ende Juli in Teheran, wofür Israel verantwortlich gemacht wird. Der Iran hatte in beiden Fällen mit Vergeltung gedroht. Die iranischen Revolutionsgarden warnten vor einem "vernichtenden Angriff", sollte Israel auf den jüngsten Raketenbeschuss reagieren.
Die Bundesregierung verurteilte die iranischen Raketenangriffe auf Israel "auf das Allerschärfste". Ähnlich äußerte sich Frankreichs Präsident Emmanuel Macron. Er kündigte zudem an, dass sein Land "sehr bald eine Konferenz zur Unterstützung des libanesischen Volkes und seiner Institutionen" organisieren werde. UN-Generalsekretär António Guterres forderte eine Waffenruhe, ebenso der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell. Der UN-Sicherheitsrat kündigte für Mittwoch eine Dringlichkeitssitzung zur Lage im Nahen Osten ab.
Im April hatte der Iran Israel erstmals direkt von seinem Staatsgebiet aus mit mehr als 300 Raketen und Drohnen beschossen. Mehrere Verbündete halfen Israel damals bei der Abwehr des Angriffs.
Derweil attackierte die israelische Armee nach den iranischen Angriffen Ziele der pro-iranischen Hisbollah-Miliz im Libanon. Aus libanesischen Sicherheitskreisen verlautete, dass die israelische Armee mindestens fünf Angriffe im Süden der Hauptstadt Beirut ausgeführt habe. Korrespondenten der Nachrichtenagentur AFP hörten Explosionen aus der Gegend und sahen Rauch aufsteigen.
Kurz zuvor hatte die israelische Armee die betroffene Bevölkerung aufgerufen, "sofort" zu ihrer eigenen Sicherheit zwei Gebäude in einem südlichen Vorort von Beirut zu verlassen und die gesamte Umgebung im Umkreis von 500 Metern zu meiden. "Sie befinden sich in der Nähe von gefährlichen Einrichtungen der Hisbollah", schrieb der israelische Armeesprecher Avichai Adraee in den Onlinediensten X und Telegram zu Grafiken der betreffenden zwei Gebäude.
Israel hat seit der vergangenen Woche wiederholt Vororte von Beirut ins Visier genommen. Die südlichen Vororte von Beirut sind eine Hochburg der Hisbollah-Miliz.
H.Roth--NZN