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Die EU und die USA haben den israelischen Polizei-Einsatz bei der Bestattung der erschossenen Al-Dschasira-Reporterin Schirin Abu Akleh scharf kritisiert. Auch Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) zeigte sich am Samstag "zutiefst erschüttert". Bei dem Polizei-Einsatz waren am Freitag mehr als 30 Menschen verletzt worden, der Sarg der Journalistin stürzte in dem Tumult fast zu Boden. Nach wie vor ist ungeklärt, wer den tödlichen Schuss auf die Reporterin abfeuerte.
Die 51-jährige Abu Akleh war am Mittwoch bei der Berichterstattung über einen israelischen Militäreinsatz in Dschenin im besetzten Westjordanland von einer Kugel im Kopf getroffen worden. Sie hatte eine kugelsichere Weste mit der Aufschrift "Presse" getragen. Die palästinensische Christin, die auch die US-Staatsbürgerschaft besaß, gehörte zu den bekanntesten Journalistinnen des arabischen Senders Al-Dschasira und genoss in der Bevölkerung hohes Ansehen.
Zu Abu Aklehs Beerdigung in ihrer Geburtsstadt Jerusalem kamen am Freitag tausende Menschen. Als ihr Sarg aus einem Krankenhaus im von Israel annektierten Ost-Teil der Stadt herausgetragen wurde, stürmten israelische Polizisten auf Teilnehmer des Trauerzugs zu, um palästinensische Fahnen zu konfiszieren. Der Staat Israel verbietet das öffentliche Zeigen palästinensischer Flaggen.
Aufnahmen des Senders Palestine TV zeigten, dass der Sarg beinahe zu Boden fiel, als die Polizisten die Menschen auseinander trieben. Die israelische Polizei erklärte, sie sei zum Eingreifen gezwungen gewesen, weil "Randalierer" versucht hätten, "den Verlauf der Beisetzung zu stören". Die Polizei nahm nach eigenen Angaben sechs Menschen fest. Ein Regierungsvertreter sagte, Teilnehmer des Trauerzugs hätten mit "Steinen und Glasflaschen" geworfen.
33 Menschen wurden nach Angaben des Jerusalemer Rettungsdienstes Roter Halbmond bei der Trauerfeier verletzt. Sechs von ihnen mussten demnach im Krankenhaus behandelt werden.
Die EU zeigte sich "entsetzt" und verurteilte in einer Erklärung die "unverhältnismäßige Gewalt" und das "respektlose Verhalten" der Polizisten. Baerbock nannte es "traurig", dass die Bestattung der Reporterin "nicht in Frieden und in Würde stattfinden konnte".
US-Außenminister Antony Blinken zeigte sich "zutiefst beunruhigt". Die Sprecherin von US-Präsident Joe Biden, Jen Psaki, sprach von "zutiefst verstörenden" Bildern. Auch UN-Generalsekretär António Guterres reagierte "zutiefst beunruhigt" auf die Gewalt.
Am Samstag ordnete der Chef der israelischen Polizei eine Untersuchung des Einsatzes an. Der Polizeichef habe in Abstimmung mit dem Minister für öffentliche Sicherheit angeordnet, den Vorfall bei dem Trauerzug zu untersuchen, erklärte die Polizei.
Für den tödlichen Schuss auf Abu Akleh hatten sich Israel und die Palästinenser zunächst gegenseitig verantwortlich gemacht. Später räumte Israel dann ein, die Reporterin könnte auch durch einen Schuss von israelischer Seite getötet worden sein.
Laut einem von der israelischen Armee veröffentlichten Zwischenbericht zu den Ermittlungen "ist es nicht möglich, die Herkunft des Schusses zu bestimmen". Die Korrespondentin sei entweder durch palästinensisches Streufeuer gestorben oder durch einen israelischen Scharfschützen, der militante Palästinenser ins Visier genommen habe.
Israel hat gemeinsame Ermittlungen und die Herausgabe der tödlichen Kugel für eine gerichtsmedizinische Untersuchung gefordert. Die Palästinenserbehörde lehnt dies ab.
Der UN-Sicherheitsrat verurteilte in einer einstimmig verabschiedeten Erklärung den gewaltsamen Tod der Journalistin und forderte "eine sofortige, gründliche, transparente und unparteiische Untersuchung".
O.Hofer--NZN