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Der Stadtrat im französischen Grenoble hat in einer knappen Abstimmung für die weitgehende Aufhebung der Bekleidungsvorschriften für Frauen in den städtischen Schwimmbädern gestimmt. Nach zweieinhalbstündiger Debatte sprachen sich am Montag 29 Abgeordnete für den Vorschlag des Grünen-Bürgermeisters Eric Piolle aus, 27 stimmten dagegen, zwei enthielten sich. Künftig ist demnach sowohl Oben-ohne-Baden als auch der als Burkini bekannte häufig von muslimischen Frauen getragene Ganzkörper-Badeanzug erlaubt.
Die Initiative hatte in Frankreich landesweit für Aufsehen gesorgt. "Wir wollen, dass öffentliche Angebote für alle zugänglich sind, wir wollen, dass alle 'oben ohne' baden können, sowohl Frauen wie Männer, und dass alle bedeckt baden können, Frauen wie Männer", sagte Bürgermeister Piolle zur Begründung.
Während der Oben-ohne-Vorschlag weitgehend unbeachtet blieb, erregte besonders der Burkini die Gemüter: Dieses Vorhaben widerspreche den republikanischen Werten, sagte Prisca Thévenot, eine Sprecherin der Regierungspartei LREM. "Wer ein Schwimmbad betritt, muss sich an Regeln halten." Eine der wichtigsten Regeln Frankreichs sei "die Laizität und die Gleichheit vor dem Gesetz", fügte sie hinzu.
Konservative Politiker warfen Piolle einen "Bruch mit dem Laizismus und den Werten unserer Republik" vor. Der Präfekt des Departements Isère teilte mit, dass er auf Anweisung von Innenminister Gérald Darmanin das Verwaltungsgericht in Grenoble anrufen werde, um die Maßnahme zu blockieren.
In der Ratsdebatte wies Piolle diese Einwände zurück. Ganz im Gegenteil sei seine Initiative im Zeichen des Einsatzes für die Laizität zu sehen: Denn es gebe kein Verbot für das Tragen religiöser Kleidung im öffentlichen Raum, "auch nicht im Schwimmbad".
Das Wort Burkini ist eine Kombination aus Bikini und Burka - dem von Islamisten geforderten Ganzkörperschleier für Frauen. Das Thema wird nahezu jeden Sommer in Frankreich neu diskutiert.
L.Muratori--NZN